Entgegen des Coverartworks, auf dem ein blutverschmierter Langhaariger im Unterhemd und mit nackten Füßen in der Ecke kauert, haben DÉCEMBRE NOIR keinen depressiv-suizidalen Black Metal auf Lager. Der Kerl stellt wohl den entmutigten Gläubigen dar, der dem Debütalbum der Thüringer den Namen gibt und zu hören gibt es modern produzierten Deathdoom, der ein ums andere Mal an die Genre-Hochzeiten in den 90ern erinnert.
Damals war es üblich, dass diese Art von Metal mit Growl-Vocals dargebracht wurden, wenngleich eine Band wie MY DYING BRIDE schon früh mit klaren Vocals gearbeitet hat. KATATONIA hingegen haben dieser extremeren Gesangsart schon lange komplett abgeschworen und es ist natürlich rein subjektiv, wenn man der Meinung ist, dass zu melancholischem Metal Klargesang eh besser passt. Was durchaus auch für Deathdoom gilt, zumindest wenn er so produziert ist, wie auf "A Discouraged Believer". Denn so richtig bratend oder gar dreckig sind die Gitarren nicht, auch wenn sie tief gestimmt sind. Das Soundbild ist klar und vergleichsweise sauber, ab und an gar leicht unterkühlt. Und so zuckt man erst einmal ein bisschen zusammen, wenn nach 17 Sekunden im eröffnenden Titeltrack (fast schon zu) präsente Growls erklingen. Tatsächlich sind es in letzter Instanz dann auch die Vocals, die den Spaß am Album zwar nicht verderben, aber nachhaltig trüben. Man mag da anderer Meinung sein, aber richtig gut sind die Growls nicht und - was eigentlich schlimmer ist - passen sie nicht ganz zum Rest der Musik.
Wenn DÉCEMBRE NOIR wie in "Thorns" aber auch mal einen Blastpart einstreuen, passt der nun leicht keifige Gesang natürlich prima. Und selbst die Keifvariante klingt besser, als die "normalen" Growls. Die immer mal wieder eingestreuten Passagen mit klarem Sprechgesang harmonieren auch gut mit dem Rest. Ansonsten muss man der Band eine gute Leistung attestieren, der Deathdoom ist in Tempo und Härtegrad ausreichend abwechslungsreich und man streut immer wieder angenehm schwermütig Leadgitarren-Harmonien ein. Dass die ganze Angelegenheit hier und da noch ein bisschen zu sehr nach den Vorbildern MY DYING BRIDE und KATATONIA klingt, sei verziehen. Auf der anderen Seite sollte Leute, die eben auf diese Bands stehen, ihren Gefallen an DÉCEMBRE NOIR finden. Produziert wurde "A Discouraged Believer" übrigens vom Project Mayhem und dahinter stecken mit Eike Freese (DARK AGE) und Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN) zwei alte Bekannte.
FAZIT: Dass die zehn Punkte knapp verfehlt werden, ist ausschließlich dem persönlichen Empfinden im Hinblick auf den Gesang zuzurechnen. Wenn man ein, zwei Punkte hinzuaddiert, liegt man auch nicht falsch, denn letztlich ist "A Discouraged Believer" ein gutes Album eines hoffnungsvollen Newcomers.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.06.2014
Mike Schubert
Lars Dotzauer
Sebastian Görlach, Martin Ortlepp
Kevin Kleinschmidt
FDA Rekotz/Soulfood
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09.05.2014