Ich werde jetzt nicht ausrechnen wie lange es her ist, dass ich ECHO & THE BUNNYMEN erstmals Live gesehen habe. Einprägsam, ein gefangener Moment in dem selbstversunkene Einsamkeit des schuhestarrenden Prä Brit-Pops auf explodierende psychedelische Kaskaden im Post-DOORS-Fieber trafen. Musste man sich damals fast für entschuldigen, während NENA en vogue war. Dabei waren ECHO & THE BUNNYMEN immer für den eine oder anderen Herz-Schmerz-Moment gut oder eine komplexe Eloge auf die düsteren Seiten des Lebens.
Im besten Fall von überzeugender Intensität wie dem punkig angehauchten Debüt, dem cinematographischen Breitwand-Meisterwerk „Ocean Rain“ (Donnie Darko is calling under „The Killing Moon“), dem fokussierten „The Cutter“ oder dem funkelnden Phönix im neuen Millennium „Siberia“. Dazu noch ein bühnenreifes Lebenszeichen namens „Live In Liverpool“, die langjährige (Fast-)Karriere in der Zusammenfassung.
Dazwischen schwächelnde Alben, Solo-Werke, ELEKTRAFXION, etliches, was man bloß als Fan braucht. Nicht wirklich unhörbar, aber oft nur ein Aufguss von ehemaligen und kommenden Großtaten. Leider auch das Album, bei dem Ray Manzarek die DOORS-Affinität an den Tasten perfekt machen sollte.
Wo siedelt sich „Meteorites“ an, fünf Jahre nach dem mediokren „The Fountain“ (der allerdings noch einmal klarstellt, wem alle seelenwunden Brit-Popper eine Kerze im ewigen Schrein anzünden müssen)? Die Antwort ist einfach: Irgendwo dazwischen.
Ian McCulloughs Stimme ist brüchiger als auf früheren Produktionen, was zur gesamten Musik passt. Kaum Verzierungen, nichts Abstraktes, ECHO & THE BUNNYMEN spielen 2014 relativ schnörkellosen, melancholischen, psychedelischen Pop, der mit Punk wenig am Hut hat, aber komplexere Spielereien vermeidet. Die Atmosphäre ist immer noch rauer, intimer und konzentrierter als bei vergleichbaren himmelhochjauchzenden U2-Hymnen. Haut beim ersten Eindruck nicht vom Hocker, lässt aber Raum für Entdeckungen und schlägt auf schleichende Weise unvermittelt zu. Gleich mit dem Titelstück als Opener, der zu vergangenen Großtaten aufschließt, der flirrende Kopfnicker „Explosions“ oder der innige Finalist „New Horizons“, der seine kleine magische Show über fünfeinhalb Minuten entfacht.
Zwischendurch Selbstplagiate wie das, je nach Gusto, hypnotische oder einlullende, und mit mehr als sieben Minuten zu lange, „Market Town“, eingängiger sing-a-long-Pop mit „Holy Moses“ und ein bisschen auf der Stelle treten („Is This A Breakdown?”). Nicht übel, aber auch nicht zwingend.
Klanglich bleiben die „Meteorites“ leider meist ein verhuschter Schauer. Zu höhenlastig, gepresst und pappig kommt der Sound – zumindest auf der gebrannten Promo-CD – daher. Kein Ausschlusskriterium aber verbesserungswürdig.
FAZIT: “Meteorites” ist kein Höhepunkt der reichhaltigen Diskographie Ian McCulloughs, Will Sergeants und der wechselnden Begleiter. Aber ein Album, das erst für leichte Verwunderung, später dann Genuss und gute Laune sorgt. In Dunkelgrau natürlich. Ob ECHO (der Drumcomputer) noch existiert, weiß ich nicht, die BUNNYMEN jedenfalls leben hörbar.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.06.2014
Ian McCulloch
Will Sergeant, Ian McCulloch
Ian McCulloch, Will Sergeant
429 Records/Caroline/Universal
47:44
30.05.2014