Ein ambitioniertes Konzeptalbum haben ECHO US hier gestemmt: "II:XII, À Priori Memoriaé" befasst sich mit unterschiedlichen (Unter-)Bewusstseinszuständen und verschränkt dabei den gewohnten Neo Prog der Kerntruppe mit klassischen und synthetischen Elementen zu einem teils sperrigen, teils regelrecht liedhaften Ganzen mit eindeutig zu vielen beliebigen Augenblicken.
Schwer tut man sich insbesondere mit Hentas quengeliger Stimme, die nach einem schwachbrüstigen Fish oder so klingt, aber zum Glück verbleiben ECHO US über weite Strecken hinweg instrumental. Die Anlage des Albums als Gedankenstrom bedingt, dass viele Parts Stegreif-artig anmuten und den Zugang weiter erschweren. Wiederum zum Glück bekommen die Komponisten oft genug (aber nicht immer) die Kurve hin zu griffigen Momenten wie "solum vobis", das man sich auch von einem jüngeren Peter Gabriel hätte vorstellen können.
Der Longplayer bietet sich regelrecht als Soundtrack zu einem Film an, der erst noch entstehen muss, denn bloße Stimmungsmache wie "residuum" oder "restituendo" funktioniert mit all dem entrückten Gezupfe und Gerausche wie Ambient: als Berieslung nebenbei statt wie eine Umsetzung von hochgeistigen Inhalten, wie sie ja eigentlich gemeint sind. Dass das Ensemble letztlich nur in "viseretque" aussagekräftige Melodien auf die Reihe bekommt, ist ein Armutszeugnis für sicherlich beschlagene Musiker.
FAZIT: ECHO US bestätigen mit diesem verstiegenen Werk alles, was Prog-Hasser am Genre kritisieren. Hier wurde mit umfassenden Mitteln weniger erreicht, als es eine fieberhaft mitteilsame Rockband innerhalb von drei bis vier Minuten tut. Wer nichts zu sagen hat und sich deshalb einen Bruch an intellektuellem Geschwurbel heben möchte, hält besser den Mund und bückt sich nicht nach Schwergewichten, die er nicht stemmen kann. "II:XII, À Priori Memoriaé" ist ein plätschernd zerfasernder Wust oder kurz gesagt heiße Luft.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.09.2014
Ethan Matthews
Henta, Ethan Matthews
Ethan Matthews
Ethan Matthews
Chris Smith (Flöte), Raelyn Olson (Harfe), Christina Fitzgerald (Oboe)
Dust On The Tracks / SPV
61:02
19.09.2014