Ein Trio, dessen Bassist singt und Keyboards spielt. Stücke bis zu elf Minuten Längen, eine Gitarre, die gelegentlich exzessiver zu Werke geht – da war doch was?
Mag eines der stärksten Stücke auf „Phases“ partiell daran erinnern, „Hallucinogen“ ist kein „Tom Sawyer“ und EDEN SHADOW sind nicht RUSH. Denn die Lead Vocals gehören Gitarrist Ryan Elliott, während das komplette Trio die Tasten drückt. Außerdem stammt die Band nicht aus Kanada sondern aus Wales.
Das sind beileibe nicht die gravierendsten Unterschiede. Denn wo RUSH es ordentlich krachen lassen, auch mal vertrackt zu Werke gehen oder einem weltbekannten Produzenten das Heft in die Hand geben, bleiben EDEN SHADOW meist geschmeidig und entspannt; selbst die heftigeren Passagen bleiben dem Neoprog verhaftet und tändeln bestenfalls grazil mit der metallischen Bestie herum. Der Gesang geht meist in Ordnung, bleibt aber eher unauffällig und ist von Geddy Lees extravagantem Organ meilenweit entfernt.
EDEN SHADOW spielen eine erfreulich entschlackte Version des nicht mehr ganz so neuen Progs, Höhepunkte sind etwas rar gesät, meist wird das Programm routiniert und nicht unelegant vorgetragen, die ruhigen Stellen sind flauschig, die härteren Sequenzen lassen durchaus aufhorchen, sind aber weit davon entfernt, einen Aufruhr in den Straßen zu entfachen.
Neben dem bereits erwähnten „Hallucinogen“ sticht vor allem der Schleicher „Imagination“ heraus, mit Gast Nik Turner an der Flöte. Kein Spacerock wie man es von einem HAWKWIND-Veteranen erwartet, sondern ein verträumtes Stückchen Musik, dass der Vorstellungskraft erlaubt, sanft zu entschweben.
FAZIT: Laut Presse-Info sind EDEN SHADOW angetreten „der alten Neo-Prog Szene etwas frische Luft einzuhauchen“. Nicht wirklich, dafür ist „Phases“ – auf durchaus angenehme Weise – viel zu unspektakulär und geizig mit herausragenden Einfällen. Als angenehme Ergänzung des ‚alten Neo-Progs“ ist das Album jedoch die ein oder andere Hör-Sitzung wert. Ob es bleibenden Eindruck hinterlassen wird, darf aber bezweifelt werden. Warten wir den nächsten Wurf aus Wales ab, vielleicht geht der über die holländische Neo-Prog-Küste hinaus.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.04.2014
Alex Broben
Ryan Elliott, Alex Broben, Tom Burgess
Ryan Elliott
Ryan Elliott, Alex Broben, Tom Burgess
Tom Burgess
Nik Turner
White Knight Records/Just For Kicks
60:19
20.01.2014