Die Bitburger EDGE OF THORNS haben das Teutonikum mit ihrem dritten Album längst abgeschlossen und beschreiten den mittleren Bildungsweg in Sachen klassischer Heavy Metal. Dabei begeht das Quintett eine Gratwanderung zwischen allzu Traditionellem und spielfreudiger Frische, die zugleich zeitlos anmutet.
Das Prinzip, vorhersehbare ACCEPT-Singalongs wie im wehmütigen Titelstück mit gewollter Abwechslung in puncto Arrangements zu verschränken, beherrscht die Gruppe sehr gut, was Reibeisenstimme Dirk begünstigt, indem er wie nur wenige nicht affig aufgesetzt, sondern unverkrampft klingt. So gelingen Speeder wie "... Of Hearts That Burn" genauso gut wie die klischeefreie Ballade "... Is This The Way It Ends" zum Schluss, und dazwischen entspinnt sich gar manche Überraschung.
Hauruck-Refrains sind eine Sache, melodische Rafinesse wie in "Yearning Has Begun" und dem epischen "The Watchmaker" mit seinen zahllosen Wandlungen eine ganz andere. Beides passt prima zusammen auf "Insomnia", dem Zeugnis einer hörbar reifen Band, die einerseits mit "A Caress Of Souls" progressiven Ambitionen ausbaut, derweil "Metal Unit" mit Ralf Scheepers von PRIMAL FEAR eine unnötige Anbiederung an eine Bierzelt-Szene darstellt, um deren Gewogenheit EDGE OF THORNS gar nicht buhlen müssten - höre den thrashigen Hit "Walking Like A Ghost" und das Hammer-Lick von "Death Dealer", mit dem sich die Band für den ernst des Metal-Alltags (also abseits der Jugendclubs) empfiehlt. Weiter so!
FAZIT: "Insomnia" umschifft Klippen des Stereotypen, ohne die Basis zu verstören, und gerät im Spannungsfeld zwischen urdeutschem und "anspruchsvollerem" Metal aus Übersee zum kleinen Underground-Kracher des laufenden Jahres. Cooler, authentischer Shit ohne Dünkel und dennoch sympathisch borniert.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2014
Oliver Brück
Dirk "Duke" Schmitt
Dave Brixius, Jani Näckel
Johannes Schütz
Killer Metal
56:20
04.04.2014