Es ist ein Kreuz: 30, 40, vermutlich eher 50 Mal hat „Space Police – Defenders Of The Crown“ in Anlage und iPod rotiert. Und obwohl sich der Rezensent, ohne verschämt rot zu werden, als EDGUY-Fan der ersten Stunde bezeichnet und jeder Veröffentlichung der Fuldaer etwas abgewinnen kann, obwohl das Album objektiv die richtige Richtung einschlägt: Subjektiv wird er mit diesem Album einfach nicht warm.
Woran es liegt? Keine Ahnung. Am stellenweise merkwürdig gepressten Gesang Tobias Sammets? Nö. An der „Cover“-Version von FALCOs „Rock Me Amadeus“, die sich so dicht wie irgendwie möglich am Original bewegt? Nö. An den teilweise grotesk überzogenen „humoristischen“ Einlagen insbesondere des streitbaren Frontmanns? Nö. Daran, dass die Musik auf „Space Police – Defenders Of The Crown“ sich stellenweise gar nicht einmal mehr so weit von den AVANTASIA-Alben unterscheidet? Gott bewahre, nö. Nein, auch nach 50 Durchläufen wird einfach nicht klar, warum es nicht allumfassend „klick“ macht.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Studioalbum Nummer zehn hat seine großen Momente. Die melodische Power-Metal-Hymne und „Teil-Titeltrack“ „Defenders Of The Crown“, die „Lavatory Love Machine“-Hommage „Love Tyger“ mit Katzenschnurren am Anfang und absurd überzogener Glam-Rock-Attitude, das tempovariable und mit harten Passagen ausgestattete „The Realms Of Baba Yaga“, das fulminante und tatsächlich an frühe Bandzeiten erinnernde Speedstück „Shadow Eaters“ wissen in Teilen durchaus zu überzeugen. Und der epische Longtrack „The Eternal Wayfarer“ mit seinen großen Arrangements ist sogar von vorne bis hinten ein erstklassiger Track, der einem Großteil der EDGUY-Vergangenheit durchaus annähernd auf Augenhöhe begegnet. Und trotzdem: „Space Police – Defenders Of The Crown“ bleibt ein Rätsel für den Kritiker.
Dabei kann man an vielen Stellen gar nicht anders, als über die anmaßende Frechheit der Band zu grinsen. Egal, ob es das fernab jeglicher Vorstellungskraft gezeichnete Cover ist, das bereits erwähnte Katzenschnurren in „Love Tyger“, die groteske FALCO-Coverversion, die infantile Botschaft von „Do Me Like A Caveman“, die Tatsache, wie man das Refrainarrangement von „Defenders Of The Crown“ im hinteren Teil des Songs einfach komplett umkrempelt (von „We’re Defenders Of The Crown“ in „Of The Crown The Defenders We Are“ – inklusive Dehnung des „Are“, um im Reimrhythmus zu bleiben) – all das zeigt, dass die Band sich einen feuchten Kehricht darum schert, was andere von ihr halten. Und alleine für diese manchmal wenig subtile „Fuck You“-Attitude muss man EDGUY eigentlich schon lieben. Aber was hilft es, wenn Songs wie das öde „Space Police“, das trockene „Sabre & Torch“ oder die langweilige Ballade „Alone In Myself“ einfach nicht zünden wollen?
FAZIT: Objektivität wird ja gerne von Fans einmal eingefordert, wenn ein Kritiker gewagt hat, tatsächlich Kritik zu üben, deswegen hier in aller Deutlichkeit: EDGUYs „Space Police – Defenders Of The Crown“ ist objektiv ein wirklich tolles, spontanes Album, das Power Metal und Hardrock geschickt miteinander kombiniert. Doch subjektiv reichen auch 50 Durchläufe nicht, um das Herz des Kritikers diesmal zu erobern. Der Band wird es indes egal sein – also: weitermachen!
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.04.2014
Tobias Exxel
Tobias Sammet
Jens Ludwig, Dirk Sauer
Felix Bohnke
Nuclear Blast
54:15
18.04.2014