Diese jungen Herren lassen sich stilistisch erfrischenderweise gar nicht so leicht festlegen, aber irgendwie alternativ klingt die Musik von EGOSPLIT schon - alternativ-alles und doch nicht nonkonform. Ist das ein Kunststück? Kann sein, doch in jedem Fall hat man deutsche Bands in letzter Zeit selten so krampffrei rocken gehört.
EGOSPLIT vereinen saftige Metal-Licks ("Weakest Point") mit fast schrillen Pop-Keyboards und entsprechendem Hitappeal ("Give Me the Kick") bei gleichzeitig aufrechterhaltener Verspieltheit in allen Situationen. Sänger Bastian ist den verschiedenen Klangfarben jederzeit gewachsen, sei es als dunkler Crooner oder bissiger Shouter mit leisem Hang zum Sprechgesang. Das macht über die ganze Spielzeit hinweg Spaß, auch wenn man nicht verhehlen kann, dass die Gruppe ein jugendliches Publikum anspricht, aber das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Retro-Manie kein Manko. Der Hymnen-Faktor mehrerer Tracks - allen voran "Back to Life" - führt live wahrscheinlich zu mitsingenden Clubs, und daran sollte niemand etwas schlechtes finden.
Die stärksten Stücke finden sich nach der Ballade "If It Means Anything to You" davon abgesehen in der zweiten Hälfte der Scheibe: das locker swingende "Before I Give Up", der feiste Treiber "My Heaven, Your Hell" und das groovende Abschlussstück "Standing on the Edge".
FAZIT: Mit Verlaub, EGOSPLIT sind blitzsauber und glatt, also der Gegenentwurf zur bemühten Rock-Rebellion, aber ihre Musik spricht für sich selbst, ist einfallsreich geschrieben und virtuos dargeboten worden. "Loud Silence" richtet sich an ein Publikum unter 30 und sollte im Grunde genommen Major-Labels hellhörig machen, denn das kommerziellePotenzial der Macher ist nicht zu verachten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.12.2014
Dennis Hagemeier
Bastian Rabeneck
Bastian Rabeneck, Patrick Hagemeier
Michael Braksiek
Chris Goldstein
Timezone
48:27
14.11.2014