Singer-Songwriter, die Zigste ... in diesem Stil reüssiert, an wessen Lippen man hängt, und im Fall von Debütant Finn Nelé klebt man nachgerade am Mund des Barden, der sich hier die Blöße gibt und dennoch stets Herr der Lage bleibt.
"Lark" wird von spürbar gelebten Texten und regelrecht mit dem ganzen Körper gespielter Gitarre geprägt. Die Nelés Stimme klingt mal kraftvoll, vibriert dann kurz vorm Zerspringen und croont mitunter wie die alten Klassiker, von welchen der Künstler so überhaupt gar nichts mitbekommen hat, wollte man ihn auf etwaige Nacheiferungen festmachen. Nelé ist ganz er selbst, sowohl von den Inhalten ("Jimmy") her als auch hinsichtlich seiner Spielweise, in deren Rahmen sich Dissonanzen und unerwartete Bendings ("I Saw The Light") in Wohlklang auflösen, ohne dass zwanghaft der Virtuose hervorgekehrt werden müsste.
Während sich Nelé durch allerlei Stile zockt ("Stumble Around" hat was von Tom Waits' Vaudeville-Anwandlungen, "Till I Realize" wäre verzerrt beinahe Punk Rock), bleiben alle seine Lyriks, musikalisch indes vor allem das treibende "Travel", das berührende Titelstück als Ballade (Jeff Buckley?) und der Dylan-Wiedergänger "The Other One" mit Mundharmonika hängen. Hier blüht gerade eine Größe auf dem Feld "Mann mit Akustikgitarre" heran, an der wir hoffentlich viele Jahre lang Freude haben werden!
FAZIT: Finn Nelé ist einer der Hoffnungsträger im Bereich Singer-Songwriter und weckt Assoziationen mit den Säulenheiligen des Genres von Nick Drake beginnend, ohne auch nur einen zu kopieren oder sich den unsäglichen Indie-Schrammelbarden zuordnen zu lassen, die gerade die Feuilleton-Seiten verstopfen. Ab an die Spitze mit diesem originellen, wertvollen Einzelkämpfer.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2014
In Bloom / Rough Trade
37:19
28.03.2014