Post Rock ist ein durchaus schwammiger Begriff, nicht zuletzt da hier gerne all das geparkt wird, was weitestgehend instrumental ist und sich zudem anderweitig nirgendwo anders so recht unterbringen lassen will. So passen auch FLARES aus Saarbrücken hervorragend in diese überfüllte und bereits ziemlich abgegriffene Schublade, wenngleich nicht nur auf Albumlänge sondern auch innerhalb einzelner Songs in regem Wechsel gen Space Rock oder auch Post Metal geschielt und zudem das Ganze mit elektronischen wie progressiven Bestandteilen angereichert wird.
Bereits das eröffnende "Rainbow In B/W" gibt einen guten Ein- wie Ausblick über die Breite der zum Einsatz kommenden Soundpalette des Gespanns. Eine anfänglich düstere Grundstimmung lockert sich im Verlauf, wirkt geradezu verträumt und mündet letztlich in eine rockig bis metallische Rhythmus-Sektion. Ein Grundrezept, das sich in ähnlicher Form immer wieder in den sechs Stücken auf "Solar Empire" identifizieren lässt. Klingt zunächst nicht außergewöhnlich und wird so oder so ähnlich von einer Vielzahl von Genre-Vertretern praktiziert, weiß aber dennoch zu gefallen. Immer wieder zeigen sich Parallelen zu Größen wie MOGWAI, PG.LOST, TIDES FROM NEBULA oder auch GOD IS AN ASTRONAUT, ohne dabei zur reinen Kopie zu verkommen, jedoch - und das ist der Knackpunkt - auch (noch) ohne wirklich erkennbare eigene Identität.
Dennoch funktioniert die Mischung über weite Strecken gut, sodass Genre-Fans durchaus auf ihre Kosten kommen dürften, auch wenn das ein oder andere Stück etwas überfrachtet wirkt. Ein roter Faden wird über Interludes zwar eher künstlich kreiert, lässt "Solar Empire" jedoch den Spagat zwischen zusammenhängendem Gesamtwerk und auch vom Kontext losgelöst funktionierenden Einzelsongs meistern. Besonders hervorzuheben ist das finale "Apollonia Suite (I. Lament II. Transit III. Dwell)", das nicht nur an THIS WILL DESTROY YOU erinnert, sondern mit dem Timbre der überraschenden Gesangseinlage und akustischem Ende auch entfernt Erinnerungen an ANATHEMA weckt.
FAZIT: FLARES bieten wenige Neues, dafür jedoch viel bereits Gehörtes neu zusammengewürfelt. Mal sehr stimmig, mal etwas überfrachtet, aber stets effektvoll inszeniert. "Solar Empire" ist ein durchaus gelungenes Debüt, das allerdings mangels eigener Identität im Schatten seiner Vorbilder verharrt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.08.2014
Christian Schönlaub, Philipp Röder
Christian Detzler
Mike Balzer
Christian Schönlaub
Tobias Weber
Wolves And Vibrancy Records
44:12
23.05.2014