Norddeutschland, versonnene und sachte Rockmusik mit muttersprachlichen Texten ... Wer hier an ELEMENT OF CRIME oder KETTCAR denkt, ist mit FONDERMANN im Ohr gar nicht so schief gewickelt, denn auch der vom Punk sozialisierte Strippenzieher (höre das forsche "Taxi") und Studioinhaber zeichnet nachdenkliche Stimmungsbilder, die durchaus in den Indie- und Alternative-Kontext passen, vor allem aber von Erwachsenheit zeugen, ohne Altklug zu wirken.
Ist dies allein bereits ein Kunststück, trägt die Musik an sich dem textlichen Unterboden - zeitlose Themen von Zwischenmenschlichkeit und dem Bedeutsamen im Alltäglichen - bestens Rechnung, mitunter sogar relativ virtuos ("Wer hat uns die Zeit geklaut?" zbd "Der Fährmann" sind mit Trompete gewissermaßen Entschleunigungs-Ska), aber in jedem Fall facettenreich statt beliebig, was bei typischem Geschichtenerzähler-Stoff schnell passieren kann.
Im Grunde genommen sind FONDERMANN nämlich Liedermacher vom Klassischsten, egal wie flächendeckend sie arrangieren, etwa im orgelig breiten "Der Tag an dem es regnete" oder beim trunken traurigen "Feuerwasser", einer Art Shanty Noir mit Nick-Cave-Anwandlungen. Ob der Frontmann nun aber bloß Liebe zu Hamburg ausdrückt (Titelstück) oder die holde Weiblichkeit besingt Tausend Kilometer") - man leiht ihm sehr gerne ein Ohr oder zwei.
FAZIT: "Quiddje" ist ein unkitschiges, allgemeingültiges Album voller Details im Inhaltlichen wie Musikalischen. Wer von dem Terminus Deutschrock nicht zurückschreckt, weil sich dahinter nicht zwangsweise Grönemeyer- oder Westernhagen-Stereotypen verstecken müssen, der greife hier unbedingt zu.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.02.2014
Dario Leps
Maica Morgenthau, Ritchy Fondermann
Ritchy Fondermann, Rudolf Z. Raschberger
Maica Morgenthau
Ronny Hohn
K-Klangträger
35:30
14.02.2014