Bislang hat sich Leichenfledderei in Sachen Gary Moore in Grenzen gehalten, und diese posthume Live-Nachlese fällt erfreulich niveauvoll aus, sodass der Fan allein entscheiden muss, ob er sich auf einen weiteren Konzertmitschnitt des großen Bluesrockers einlässt.
Die im Mai 2007 in London aufgezeichnete Show zeigt Moore mit Dynamo Brian Downey an den Kesseln von seiner raueren Seite, zumal der Sound aufgeräumt unbelassen klingt, was vor allem die Orgel und das Organ des Frontmanns in den Vordergrund rückt. Die Songauswahl ist ungleich traditioneller ausgefallen, als der frische Hauruck-Klang erwarten lässt: Chuck Berrys "Thirty Days" im Stechschritt neben Phil Lynotts "Don't Believe A Word" in einer ausgedehnten Fassung - ansonsten spielt das Quartett kompakt auf - und Sonny Boy Williamsons Boogie "Eyesight To The Blind" bilden neben dem unzerstörbaren "Walking By Myself" ("you know I love you", dadadada-da ...), "The Blues Is Alright" (Campbell, fantastische Darbietung) und Son House' Rauswerfer "Sundown" den Fremdanteil im Set.
eigene Standards beschränken sich auf Slow Blueser wie "I Had A Dream" und "Trouble At Home" in einer ergreifend intimen Version - überhaupt zeigt sich Moore sehr nahbar und relativ gesprächig zwischen den Songs -, wiewohl Moore gerade in dieser Konstellation der eine oder andere Kracher aus seiner härtesten Phase gut gestanden hätte ... aber so war er eben, der Exzentriker. Möge er nach wie vor in Frieden ruhen.
FAZIT: Gary Moore live mit traditionellem, aber dennoch kraftvollem Set, eingepackt in ein zweckmäßiges Booklet mit kurzer Historie und Hintergrund zum Auftritt. Die Asien-CD hat noch einen Bonustrack.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.09.2014
Pete Rees
Gary Moore
Gary Moore
Vic Martin
Brian Downey
Eagle Rock / Edel
73:40
19.09.2014