Für ihr neues Album - es folgt der rein akustischen Scheibe "Down Baby Down" hat sich die Britin Gemma Ray mehrere Gäste eingeladen und ihren retrospektiven Stil forciert. Herausgekommen sind einige ihrer stärksten Stücke, aber auch einige (immer noch gute) Aufbereitungen dessen, was man bereits früher von ihr hörte.
Das ist durchaus legitim, zumal nur wenige den Soul und melancholischen Pop der 1960er so geschmackvoll wiederbeleben. JOAN AS POLICE WOMAN stapft aktuell lauter auf dem Zeitstrahl zurück, "Milk For Your Motors" bleibt weitgehend beschaulich und dennoch sexy ("Shake Baby Shake"), wenn auch auf andere, nicht so offensichtliche Weise.
Dafür stehen auch das brodelnde "The Right Thing Did Me Wrong" das mit Schweineorgel klingt wie auf dem Soundtrack zu "Pulp Fiction" übersehen, und "Rubbing Out Your Name", ein vergessener "James Bond"-Titelsong. Im Abschluss "You Changed Me", zu dem sich Ray die Babelsberger Symphoniker ins Studio geholt hat, hängt der Himmel voller Geigen, aber ansonsten zeigt sich die Künstlerin effektiv minimalistisch.
Das lichte Doppel aus "Out In The Rain" und "When I Kissed You" steht dem hypnotisch hämmernden Zweier aus "Old Love" und "Motorbike" gegenüber,
Dark Americana wie im akustischen Roadmovie "Buckle Up" oder während des Country-esken "Long Live This Life" fast poppigen (im klassischsten Sinn) Annäherungen, die an eine weibliche Ausgabe von Van Morrisons THEM zu frühsten Zeiten denken lassen. Vor über 50 Jahren an jeder Ecke zu finden, heute schön und selten, diese Mucke.
FAZIT: Ein Traum aus Flanger-Gitarren, düsteren Wiegenliedern und zeitlosen Arrangement-Kniffen - Gemma Rays neustes Album ist ein Genuss nicht nur für Nostalgiker, sondern besticht mit "altem" Sound als Jahrzehnte überspannendes Songwriting-Gesellenstück. Diese Schoten könnten "modern" produziert worden sein und wären trotzdem stark.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2014
Bronze Rat / Soulfood
43:27
22.08.2014