Schubladen sind manchmal eine arg einengende Möglichkeit, eine Band zu kategorisieren. GLADENFOLD aus dem finnischen Turku stecken sich selbst in die Schublade Melodic Death – sind aber deutlich mehr als die x-te Kopie von IN FLAMES oder DARK TRANQUILITY.
Vielmehr agiert das Quintett deutlich variantenreicher und verspielter. Mindestens gleichberechtigt mit den klassischen Melo-Death-Einflüssen wird der Euro-Power-Metal verarbeitet, zu dem sich sinfonische und progressive Töne gesellen. Wo eine Schublade nicht reicht, muss eben ein ganzer Aktenschrank her. GLADENFOLD versuchen gar nicht erst, auf Teufel komm raus heavy klingen zu wollen – wenngleich hier und da sogar Blastbeats zu hören sind –, sie lassen sich auch nicht auf das übliche „Growlen in den Strophen, Klargesang im Refrain“ ein, auch das ansonsten gerne verwendete Schema „Strophe mit Rifforgien, Refrain mit Melodien“ findet hier keine Anwendung. Stattdessen ist der Anteil des Klargesangs eher höher als der des gutturalen Death-Metal-Ausdrucks, auch die Melodien werden nicht verschämt auf 15 Sekunden pro Song begrenzt. Natürlich wird der eine oder andere die teilweise massiven orchestralen Einsätze und die Soundtrack-kompatiblen Chöre ein wenig übertrieben finden, insgesamt begehen die Skandinavier aber nicht den Fehler, fehlende Substanz im Songwriting mit einer Überdosis Kleister kaschieren zu wollen.
Wenn man versuchen wollte, sich statt über Schubladen mittels bekannter Bands als Inspirationsquelle an den Stil der Combo heranzupirschen, könnte man „From Dusk To Eternity“ als Mischung von IN FLAMES, BLIND GUARDIAN, KAMELOT, SINBREED, SYMPHONY X, RHAPSODY und BAL-SAGOTH bezeichnen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
FAZIT: Engstirnige Melodic-Death-Fans sollten vor dem Kauf von „From Dusk To Eternity“ erst einmal probehören, wer seinen Heavy Metal lieber sparsam instrumentiert und basisch mag, der kann vermutlich von vornherein auf GLADENFOLD verzichten. Wer sich jedoch einen opulent inszenierten und abwechslungsreichen Stilmix aus Melodic Death, Power Metal, Progressive Metal, garniert mit einer ordentlichen Portion Bombast und Pathos vorstellen kann, der wird hier reich beschenkt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.05.2014
Timo Uuttu - bass
Esko Itälä
Esko Itälä, Matias Knuuttila
Paavali Pouttu
Lauri Itälä
Buil2Kill Records
46:04
05.05.2014