Dafür, dass HALCYON WAY bisher ohne europäisches Label agieren mussten und ihre Alben hierzulande nur auf dem Importwege zu bekommen waren, sind die Amerikaner ganz schön fleißig auf dem alten Kontinent unterwegs gewesen. Touren mit U.D.O., DELAIN oder FATES WARNING stehen bereits im Lebenslauf der Progressive-Power-Metaller, und schon im Herbst stehen weitere Auftritte mit SAXON und SKID ROW auf dem Programm – HALCYON WAY wissen, was zu tun ist, um sich neue Fans zu erspielen.
Neben dem Touren gehören natürlich fraglos auch starke Veröffentlichungen dazu, und mit „Conquer“ legt man im Vergleich zu früheren Alben eine ganze Ecke an Qualität zu. Nicht, dass Alben wie „A Manifesto For Domination“ (2008) von minderer Güte gewesen wären, aber „Conquer“ vereint die geballten Stärken der Band: Auf der einen Seite sind das feine Melodien, die sich oftmals erst auf dem dritten oder vierten Hördurchgang ins Ohr schleichen und dort beharrlich einnisten, auf der anderen Seite ist das die brachial-moderne Seite der Band, was sich im unnachgiebigen Drumming und harschen Gitarrenriffs niederschlägt. Garniert wird die musikalisch abwechslungsreiche Geschichte mit vielschichtigen und anspruchsvollen Strukturen sowie Tempo- und Stimmungswechseln. Wer bei den Stichwörtern „unaufdringliche Melodien“, „moderner Power Metal mit Anspruch“ jetzt beispielsweise an Bands wie NEVERMORE denkt, der liegt gar nicht einmal so verkehrt, denn der Sound der Seattle-Power-Metaller hat fraglos seine Spuren bei HALCYON WAY hinterlassen, ohne dass der Fünfer sich im bloßen Kopieren ergehen würde. Auch EVERGREY (ohne deren ausgesprochen dominante Melancholie), ALL THAT REMAINS (ohne deren aufdringliche Breakdown-Mentalität) oder QUEENSRCHE (plus Dynamik) dürfen als Einflüsse herangezogen werden.
FAZIT: Heavy Metal mit Anspruch und Melodie: HALCYON WAY schaffen es bei allen komplexen Songstrukturen und anspruchsvollen Arrangements am Ende doch, die einprägsame Melodie triumphieren zu lassen. Tolles Album!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2014
Skyler Moore
Steve Braun
Jon Bodan, Max Eve
Ernie Topran
Massacre Records
52:25
19.09.2014