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Hanggai: Baifang

Stil: Mongolische Rockmusik / Folklore

Cover: Hanggai: Baifang

Nein so exotisch ist Rockmusik aus der Mongolei beziehungsweise auch Tuwa (YAT-KHA!) gar nicht, wenn es HURD gibt oder die Obertongesangs-Meister HUUN-HUUR-TU sich mit hart zupackenden Gitarristen kurzschließen. So wundert es nicht, dass das bereits vierte Album von HANGGAI aus diesem Umfeld nichts weniger als abgeklärt und gar nicht unvertraut klingt.

Pferdekopfgeige und andere traditionelle Instrumente aus der fernöstlichen Region hört man nicht zum ersten Mal, so man nicht gerade hinterm musikalischen Mond lebt. Jedenfalls muss man "Baifang" keinen Exotenbonus geben, um sich HANGGAI schönzuhören. Die Mischung aus akustischen Liedern ("Hershut Hero", "Miss Daughter") mit typisch melancholischer Note, die eindeutig in der Überzahl stehen, und etwas lebendigeren, gleichzeitig konventioneller anmutenden Tracks (das beinahe poppige Titelstück, "Hong Galou" - alles ausgemachte Ohrwürmer wegen ihrer ureigenen Melodik) ist wohl nicht alltäglich, funktioniert aber dank Anlehnung an westliche Kompositionsschemata (so "wir" die überhaupt für uns gepachtet haben; höre die Ballade "Golden Autumn") sehr gut, was aber noch nicht alles ist.

"Gold Buttons" beziehungsweise "Beautiful Mongolian Horse" klingt wie ein ins Asiatische überführter Western-Soundtrack, "Ulanbator Nights" nach Chanson für die Steppe, und "My Mother" neben "High Trees" wie Ska und Reggae mit Epikanthus-Falte. "Huhe Namjila" und "Long Song, The Rabbit On The White River Bank" erinnern wiederum daran, woher zeitgenössischer Drone seine Einflüsse nimmt, nämlich aus der Mantra-artigen Musik ebenjener Regionen, aus welchen HANGGAI und Co. stammen.

FAZIT: Man muss Bands wie HANGGAI nicht trivialisieren und als schrullige Attraktionen auf deutschen Scheißfestivals verniedlichen, um sich an ihrer Musik zu begeistern - im Gegenteil: "Baifang" zeugt von ernsten, in ihrem Stil und darüber hinaus sehr beschlagenen Künstlern, die - und darauf sollte es am Ende des Tages hinauslaufen - für alle Welt fühl- und mit dem Herzen nachvollziehbare Songs schreiben können. Fremd klingt das nicht, sondern vielmehr zeitlos.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.03.2014

Tracklist

  1. Mangala Sutra
  2. Baifang (Back To You)
  3. Hershut Hero
  4. Tavan Hasag
  5. Miss Daughter (Missing You, My Daughter)
  6. Qinghai Lullaby
  7. Hong Galou
  8. Gold Buttons
  9. Ulanbator Nights
  10. Green Tara Mantra
  11. Long Song, The Rabbit On The White River Bank
  12. Golden Autumn
  13. My Mother
  14. Huhe Namjila
  15. Beautiful Mongolian Horse
  16. Daya Bala
  17. High Trees
  18. The Medicine Buddha Sutra

Besetzung

  • Bass

    Xin Niu

  • Gesang

    Huricha , Yiliqi 'Ichi', Yilalata, Batubagen

  • Gitarre

    Yilalata, Xu Jingchen

  • Keys

    J.B. Meijers

  • Schlagzeug

    Li Zhongtao

  • Sonstiges

    Huricha (Maultrommel), Sangka (Zither), Pim Kops (Akkordeon), Yiliqi 'Ichi' (Tobshuur), Batubagen (Morin Khuur)

Sonstiges

  • Label

    Harlem / Bertus

  • Spieldauer

    73:11

  • Erscheinungsdatum

    21.02.2014

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