Avantgardisten aufgepasst: Hier geht es zu gleichen Teilen um Musik und Event, falls nicht sogar eher um letzteres: Dieses ungarisch-österreichisch-tschechische Trio wirbelt Drones und anderen Lärm auf deren musikalischer Materialgehalt weniger wesentlich ist als die Fähigkeit der Protagonisten, intellektuell wie intuitiv aufeinander einzugehen. Handwerk wird dabei zur Nebensache, Feingefühl im Umgang mit Klangerzeugern ist alles.
Bewaffnet mit Viertelton-Trompete, Streichinstrumenten und allerlei manipulierbaren Gegenständen begehen Hautzinger, Fujak und Sörés ein stetes Auf und Ab, vollziehen bisweilen aber auch krasse Brüche, wobei sich der Bläser wiederholt in Free-Jazz-typischen Urschreien ergeht. Allerdings ist das in Brüssel mitgeschnittene Konzert ein weithin stilles gewesen, und die fabelhafte Nachbearbeitung durch Studio-Legende Michel W. Huon (ART ENSEMBLE OF CHICAGO, Cecil Taylor) trägt dem Rechnung. So wirkt "Live In Brussels" sehr intim und nicht einmal verkopft, wenn man auf aus dem Stegreif ersonnene Ansätze von Melodien und Zitate aus Western-Soundtracks bemerkt, die sich immer wieder einschleichen. Konzentriertes Hören ist dabei aber unabdingbar, und wer sich gegen rein tonale "Musik" sträubt, sollte einen weiten Bogen hierum machen.
FAZIT: Impromptu-Musik, für dessen Erschaffung den Verantwortlichen jedes Mittel recht ist. Wäre was fürs Denovali Swingfest, das ...
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.05.2014
Julo Fujak
Franz Hautzinger (Trompete), Zsolt Sörés (Bratsche, electronics), Julo Fujak (sonic objects)
Hevhetia
47:47
16.05.2014