Diese frommen Debütanten sind eigentlich keine, da sie bei mehr oder weniger renommierten Prog-Acts in Erscheinung getreten sind, allen voran MARS HOLLOW und ROCKET SCIENTISTS, auf die man auch gleich die üppigen Synthesizer-Sounds von HELIOPOLIS zurückführen darf. Dementsprechend konservativ neo-proggig geht es auf "City Of The Sun" (ja, jetzt wissen wir, was der Bandname bedeutet) auch zu.
Vier lange Stücke bietet das Album ("Mr. Wishbone" ist eine vierminütige Hit-Nummer), alle definitiv nicht mit der heißen Nadel gestrickt, sondern fein ziseliert und vor Ideen sprudelnd. Grell klingen HELIOPOLIS gleichwohl nicht, denn dazu sind die Beteiligten zu abgeklärt, aber frisch mutet ihr Sound dennoch an. Warum? Aufgrund des Geddy-Lee-Soundalike-Gesangs und der zahlreichen Stimmungswechsel innerhalb der Songs, wo weniger beschlagene Progger eher nach Zahlen Malen und Fingerübungen zeigen. Dass es sich bei "City Of The Sun" nicht allein deshalb um ein Konzeptalbum handelt, weil man das in der Szene eben so macht, sondern wegen eines inhaltlich roten Fadens (Gott, Spiritualität, positive Lebenseinstellung und so ...), spürt man in jedem Augenblick.
"Take A Moment" berührt, kann aber auch kraftvoll zubeißen, und besticht durch ein schrulliges Ende Richtung GENTLE GIANT zu Glanzzeiten. Selbst die längsten Tracks am Anfang und Ende ("Love And Inspiration" veranschlagt eine knappe Viertelstunde) sind textreich ausgefallen, wobei man gespannt mitliest, denn auf Allgemeinplätzen halten sich Beller, Brown und Co. nicht auf. Der Spielwitz schrammt mitunter an den Größen des Genres (TRANSATLANTIC), gleichwohl das letzte Quäntchen Charisma fehlt. Wer sich von HELIOPOLIS vereinnehmen lassen möchte, tut dies vorab mit dem am raschesten zugänglichen "Elegy", das alles bietet, was man von zeitlosem Neo Prog erwartet.
FAZIT: Hausmannskost schmackhaft zubereitet. HELIOPOLIS lassen die Erfahrungen der unterschiedlichen Macher zu einem lebendig komponierten wie produzierten Gesamtwerk zusammenfließen, dessen einzelne Komponenten zwar auf einem Prog-Sampler nicht eindeutig als "Das kann nur von denen stammen"-Momente herausragen würden, aber dennoch für sich selbst stehen dürfen und können.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.12.2014
Kerry Chicoine
Scott Jones
Mike Matier
Matt Brown
Jerry Beller
10t / Just For Kicks
42:31
28.11.2014