Ein schweizerisch-italienisches Trio spielt intimen Jazz ohne Hast oder grelle Superlative, dafür mit ausgesprochen lyrischem Ton und Empfehlung als Soundtrack für Meditierende mit Anspruch. Es darf entschleunigt werden, gerne auch virtuos.
Der Name Hellmüller steht vermutlich nur zuerst da, weil es der längste ist, doch der Gitarrist bestimmt das Geschehen auf "Norsten" zumindest melodisch, und dies ist eben die Komponente von Musik, die der westliche Hörer zuerst wahrnimmt. Was Risso und Zanoli jedoch rhythmisch leisten, ist auch vor dem Hintergrund der atemberaubend "nahen" Produktion ein Ohrenschmaus, und so oft man im Jazz von Interaktion sprechen mag: An diesem Ausmaß derselben müssen andere erst kratzen.
Die kompakten Projekte von Pat Metheny (etwa "Question & Answer") kommen etwa bei "Toujours Avec Nous", "Rugiada" oder "Alle Zattere" in den Sinn, bloß komponieren beziehunsgweise improvisieren die Südeuropäer offener und stricken nicht mit der heißen Nadel: Die Freiräume auf "Norsten" sind genauso wichtig wie das Gespielte, was beispielsweise "Plu" beweist, das mit gestrichenem Kontrabass nahe am Drone-Experiment schrammt.
Beachtlich auch, wie Hellmüller, Risso und Zanoli innerhalb im Schnitt fast zehnminütiger Stücke die Spannung wahren und grooven können ("The Best Martin"), wiederum ohne aufzurühren. Einzig "Morbidagosto" bringt kurz vor Schluss noch genau das richtige Maß an Dissonanz ins Spiel, um diesem Fabelwerk die Krone aufzusetzen.
FAZIT: Muss man als nicht akademischer Jazzpolizist kennen, diese drei Spitzenmucker.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.04.2014
Stefano Risso
Franz Hellmüller
Marco Zanoli
Unit / JaKla / Harmonia Mundi
67:53
21.03.2014