Alben wie "Remnants Of War" oder "A Distant Thunder" zählen zu den größten Klassikern, die das umfangreiche Genre des US Metal hervorgebracht hat. Von Anhängern dieser Szene werden HELSTAR für ihre alten Alben bis heute verehrt und James Rivera (auch für seine Arbeit mit gefühlt hundert anderen Bands bekannt) wird nach wie vor als Sangesgott gehandelt. Die Alben, die seit der Reunion veröffentlich wurden, sind allerdings nicht unumstritten. Das liegt natürlich besonders an der stilistischen Neuausrichtung, die zur Integration einiger Thrash-Elemente in den früher eher klassischen Sound führte. Auch "This Wicked Nest" hat stilistisch nur wenig mit den Klassikeralben aus den 80ern gemein.
Woran kann man das genau festmachen? Zunächst wäre da Riveras Gesang. Dieser ist weit weniger melodisch als früher und erinnert zuweilen an SANCTUARY-/NEVERMORE-Fronter Warrel Dane, was besonders bei "Eternal Black" und "Cursed" nachzuhören ist. Diese Referenz trifft auch bei der Musik zu. Tatsächlich liegen HELSTAR heute härtetechnisch irgendwo zwischen den beiden Dane-Bands. Zumindest mir drängen sich diese Assoziationen beim Hören von "This Wicked Nest" immer wieder auf. Das macht die Texaner natürlich deutlich weniger eigenständig als sie es früher einmal waren.
Allerdings sagt das nur wenig über die Qualität aus. Die ist nämlich beinahe durchgehend recht hoch. Die Voraussetzung um das zu erkennen, ist aber selbstverständlich, dass der geneigte Hörer einsieht, dass die Zeiten des alten HELSTAR-Sounds vorbei sind. Wenn man sich darauf einlässt, stellt diese Veröffentlichung nämlich ein hochklassiges, im traditionellen Metal verankertes Album mit einigen moderneren Anleihen dar. Dass das einigen verbohrten Traditionshörern gegen den Strich geht, liegt in der Natur der Sache, allerdings braucht das ja niemanden zu kümmern, der an "This Wicked Nest" seinen Spaß hat.
Völlig kritiklos geht die Scheibe allerdings doch nicht durch's Ziel. Hier und da hat sich nämlich die ein oder andere Passage eingeschlichen, bei der die Gitarren etwas zu ziellos vor sich hinfiedeln oder die harten Riffs etwas zu sehr ins Leere laufen. Einige der Songs hätten also durchaus ein bisschen gestrafft werden dürfen. Das Positive überwiegt allerdings klar, als Highlights sind besonders der fantastische Opener "Fall Of Dominion", das abwechslungsreiche "Cursed" und das Instrumental "Isla De Las Munecas" nennen, wobei letzteres der Ausrichtung der alten Alben noch am Nächsten kommt.
FAZIT: Wer die letzten HELSTAR-Alben mochte, wird auch mit "This Wicked Nest" auf seine Kosten kommen. Darüber hinaus sei es NEVERMORE-Fans, denen der letzte Output ihrer Helden zu lange zurückliegt, sowie jeglichen Hörern von klassischem Metal, die vor einer Portion Thrash sowie einigen modernen Anleihen nicht zurückschrecken, ebenfalls ans Herz gelegt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.05.2014
James Rivera
Larry Barragan; Rob Trevino
Mikey Lewis
AFM Records
51:35
25.04.2014