Bereits vier Jahre ist es her, dass HER NAME IS CALLA die geneigte Hörerschaft mit neuer Musik versorgt haben. In der Zwischenzeit hat man nicht nur das Label gewechselt, sondern auch einige Änderungen im Bandgefüge vorgenommen. Dass dies auch musikalische Änderungen mit sich bringt ist daher wenig überraschend.
Mit "I Was On The Back Of A Nightingale" eröffnet das Quintett Album Nummer drei folkig mit bedächtiger Melancholie, um direkt darauf mit "The Roots Run Deep" einen ebenso unerwarteten wie gelungenen Kontrapunkt mit Synthie-Sounds und elektronischem Beat zu setzen, der ebenso gut eine Koproduktion mit dem ehemaligen Label-Kollegen Eugenio Caria alias SAFFRONKEIRA sein könnte. Bis hierhin eine absolut gelungene Erweiterung des eigenen Soundspektrums. Problematisch wird es jedoch mit dem darauffolgenden Doppel "Ragman Roll" und "Meridian Arc". Während Kollege Herzog 2010 "The Quiet Lamb" noch attestierte, dramatisch zu klingen, das Kitschige aber unberührt zu lassen, gelingt diese Gradwanderung auf "Navigator" nicht immer. Ausgerechnet das streckenweise an CRIPPLED BLACK PHOENIX erinnernde "Meridian Arc" macht dies gegen Ende deutlich, wo man mit einer geballten Ladung Weltschmerz und heulenden Streichern etwas zu dick aufträgt.
HER NAME IS CALLA punkten im Gegensatz dazu auf "Navigator" nämlich gerade dann, wenn die Instrumentierung auf ein Minimum reduziert wird und Gesang, Akustikgitarre und filigrane Details zu einer intimen Einheit verschmelzen. So vernimmt man im Titeltrack jede Saite, jeden Anschlag und jede Fingerbewegung, während Arpeggios wellenförmig fließen, Gesangslinien direkt unter die Haut gehen, sich das Klangbild verdichtet und wieder entzerrt, bevor man gen Ende mit dezenten Dissonanzen Spannung aufbaut und gar an GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR erinnert. Noch abwechslungsreicher fällt lediglich das knapp zwölfminütige Ungetüm "Dreamlands" aus, das obendrein diverse Drone- und Noise-Elemente inkorporiert und eigentlich einen idealen Schlusspunkt für "Navigator" darstellen würde. Das tatsächlich abschließende "Perfect Prime" ist zwar qualitativ kein Ausrutscher nach unten, wirkt jedoch aufgrund der Positionierung überflüssig - ja sogar störend.
FAZIT: Weniger ist manchmal eben doch mehr, das zeigt "Navigator" überdeutlich. Sei es die stellenweise etwas überladene Instrumentierung oder gar die Gesamtspieltzeit von knapp 60 Minuten. Etwas kompakter und weniger theatralisch, dann könnte man auch 2014 für HER NAME IS CALLA eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. So bleibt unterm Strich ein gelungenes wenn auch nicht überragendes Album.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.05.2014
Sophie Green, Tom Morris, Nicole Robson
Tom Morris
Adam Weikert
Sophie Green, Tom Morris, Nicole Robson, Adam Weikert
Function Records / Cargo
59:53
09.05.2014