Wieder mal nur ein Album, das eine Länge aufweist, die auch eine Veröffentlichung als geldbeutelschonende EP gerechtfertigt hätte, dazu die Neuaufnahme eines bekannten Songs, den man zuvor auch schon als 7“ auf den Markt gebracht hat („High Spirits“) und ein Cover, das arg lieblos und auf die Schnelle produziert wirkt – die Voraussetzungen für HIGH SPIRITs drittes Album „You Are Here“ waren nicht unbedingt umwerfend.
Zum Glück stimmt, wenn schon die Quantität nur bedingt zufriedenstellt, die Qualität. Wie schon auf den Vorgängern gibt es einen hochmelodischen Mix aus NWOBHM und Hardrock, der idealerweise bei Sonnenschein und mit offenem Fenster (oder noch besser: Verdeck) im Auto gehört wird. Gute-Laune-Musik, für die erneut Tausendsassa Chris Black (u. a. DAWNBRINGER, PHARAOH, NACHMYSTIUM) im Alleingang verantwortlich zeichnet, die in den meisten Fällen dem Hörer nach wenigen Sekunden ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubert. Energetische Songs wie der Opener „When The Lights Go Down“, das mitreißende „One Thousand Nights“ oder das Melodienmonster „Reminding You Of Me“ (leider nur gut zwei Minuten lang) sind dabei die Idealbesetzung, wenn sich THIN LIZZY und die SCORPIONS bei traditionellem britischen Stahl der späten 70er- und frühen 80er-Jahre vorstellen. Dass Black bei „Gone To Pieces“ mit einem Auge in Richtung Mainstream schielt, kann man gut verkraften – der große Markt ist jedenfalls mit Sicherheit (noch?) nicht bereit für diesen warmen, durch und durch analog klingenden Gute-Laune-Sound mit vielen Gitarren.
An mancher Stelle klingt der Gitarrensound so, als würden Violinen ins Geschehen eingreifen – beim unachtsamen Hören kann man sich davon schon mal aufs Glatteis führen lassen. Kein Problem – dafür aber eher schon die Tatsache, dass an mancher Stelle das Mitreißende, das Ekstatische fehlt, das den Vorgänger noch zu 100 Prozent ausgezeichnet hatte. Und hier und dort hat Black – trotz der kurzen Spielzeit – offensichtlich die Inspiration gefehlt, so dass er zu häufig auf der einzigen Refrainzeile herumreitet. Aber davon sind ja selbst unumstößliche Legenden wie Steve Harris auch schon betroffen gewesen.
FAZIT: Trotz der fehlenden Quantität: „You Are Here“ ist erneut ein starkes Hardrock-/Metal-Album geworden, in dem insbesondere die fantastische Gitarrenarbeit des einzigen Bandmitglieds, das sich lediglich bei Liveauftritten mit anderen Musikern umgibt, heraussticht. Im Vergleich zu „Another Night“ bleibt „You Are Here“ aber dennoch ein wenig zurück.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.04.2014
Chris Black
Chris Black
Chris Black
Chris Black
High Roller Records
36:37
25.04.2014