Nachdem sie das anscheinend sinkende Schiff, zumindest aber Ersatzteillager TEN YEARS AFTER verlassen haben, spielen Jungspund Joe Gooch und Altmeister Leo Lyons ihren Schuh auf frische Weise herunter. Überraschungen ausgeschlossen, Qualität dennoch gesichert.
Abgesehen vom Instrumental-Standard "What The Devil Loves" von Fred Koller und Thom Bishop sowie der von Lyons mit Tony Crooks verzapften Nummer "King Of The Blues (von TYAs "Now") handelt es sich überwiegend um im Tandem geschriebene Stücke im enstpannten Bluesrock-Rahmen mit freundlicher Anmutung und zudringlichen Hooks, die mehr als nur eine Handvoll Ohrwürmer bedingen.
Dazu zählen nach dem Opener das breitbeinig posende "Let Me Go" mit schmatzender Gast-Orgel, der klassische Shuffle "The Devil To Pay" (die Reprise fällt vergleichsweise ruhig aus) und das bereits erwähnte Abschlussstück. Dabei legen HUNDRED SEVENTY SPLIT eine Spielfreude und Schwere an den Tag, die ihre Musik brandaktuell und auch für die offene Jugend reizvoll macht. Bestes Beispiel: Das fast schon Stoner-Gefilde streifende "Gonna Dance On Your Tombstone". Die Balladen "The Sound Of Goodbye" sowie "I Never Saw It Coming" und der ebenfalls kommerziellere "Columbus Stockade Blues" decken die andere Seite eines Mainstream-Blues-Albums ab, das in seiner Kompaktheit und energischen Frische für die Macher begeistert.
FAZIT: "HSS" besticht durch zehn erstklassige Kompositionen, für deren Genuss man kein ausgemachter Blaumann sein muss, sondern nur ein Herz für facettenreiches Gitarrenspiel vor traditionellem Zwölftakt- bis Hardrock-Hintergrund haben muss. Typischer Trio-Sound mit kerniger, aber nahbarer Stimme geht immer, und dieses Ding legt man voraussichtlich auch noch in den nächsten Jahren immer wieder gerne auf. Kann man von der aktuellen Mucke der Ex-Band der Macher nur mit Abstrichen behaupten ...
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.02.2014
Leo Lyons
Joe Gooch
Joe Gooch
Damon Sawyer
Corner House / H'Art
55:50
07.02.2014