Der Weg IN FLAMES‘ vom Death Metal zum Pop ist im Grunde genommen seit Jahren vorgezeichnet; der Vorgänger „Sounds Of A Playground Fading“ hatte mit Heavy Metal nur noch am Rande zu tun, und so ist es nicht erstaunlich, dass von „Siren Charms“ auch die letzten Krümel an Dreck und Krach gefegt worden. Es lebe der Pop.
Muss man, darf man das der Band vorwerfen? Natürlich nicht, jede Band hat das gottverdammte Recht, die Musik zu spielen, die sie will. Und wenn Anders Fridén und Co. eben der Sinn danach steht, von vorne bis hinten vorhersehbare Musik zu machen, die deutlich näher an DEPECHE MODE oder U2 steht als an jeder anderen Heavy-Metal-Band, dann dürfen das IN FLAMES natürlich. Dann müssen sich die Schweden allerdings auch damit abfinden, dass sich vermutlich auch die letzten übriggebliebenen Fans der Anfangsphase abwenden angesichts der Tatsache, dass „Siren Charms“ von A bis Z ohne jegliche Dynamik dahinplätschert, dass man kritisiert, dass Fridén nach dem früheren Growlen und dem zwischenzeitlichen Klargesang mittlerweile beim weinerlichen Jammerton angekommen ist, dass zahllose Melodien austauschbar und beliebig klingen, dass einfach das gesamte Album so klingt, als sei es nach der Analyse eines 150-köpfigen Marketingteams entstanden. Hier noch ein Piepen, da ein Fiepen, dort ein schmieriges Duett mit einer schwedischen Sopranistin, dort ein paar windige Akustikgitarren – man mag es eigentlich nicht glauben, dass man mit einer derart offensichtlichen Strategie ernsthaft den Status der Band noch weiter ausbauen kann. Aber was ist im Musikbusiness schon logisch?
FAZIT: Niemand hat ein zweites „The Jester Race“ erwartet. Aber ein derart zahnloses Album, das sich bar jeglicher Intensität von dünnen Liedchen zu dünnen Liedchen schleppt, lässt den Hörer, der immer noch eine kleine Hoffnung dahingehend hatte, dass nach „Sounds From A Playground Fading“ das Pendel doch noch einmal in die andere Richtung ausschlagen möge, fassungslos zurück.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2014
Peter Iwers
Anders Fridén
Björn Gelotte, Niclas Engelin
Daniel Svensson
Sony Music
45:05
05.09.2014