Aktuell treiben diese Brooklyner Emporkömmlinge neue Blüten, dieses Album wurde 2012 in eigener Regie veröffentlicht und erfährt nun europäische Weihen durch den Vertrieb von Just For Kicks. Geboten wird Genre-treuer Progressive Metal mit allen Schikanen, wie oft zu erwarten mit inhaltlichem Konzept. Liegt's daran, dass "The Pact" zu Beginn ein bisschen nach einem Album namens "Scenes From A Memory" tönt?
INFINITE SPECTRUM klingen durch den Einsatz klassischer Streicher und ausgiebige Instrumentalpassagen überraschend europäisch und gehören nicht zu den Kraftmeiern ihrer Zunft. Es wird maximal so hart wie im jungen Traumtheater, an das auch die Keyboard-Sounds erinnern, für die kein Bandmitglied verantwortlich zeichnet. Will Severin kehrt zudem eine theatralische Stimme hervor, mit der er glatt als Südländer durchgeht, und auf einer passenderweise pompösen Note beginnt "Misguided" auch: Bombast-Intro - die Produktion gereicht ihm zur Zierde - und dann eine kurze Einleitung mit Piano hinter Gesang.
Die Gruppe arbeitet verstärkt mit Geräuschen wie Regenplätschern und Donnern, wodurch ein wenig Hörspiel-Flair aufkommt, auch weil die Songs oft erzählerischer Natur sind. Dementsprechend tut man sich schwer, griffige Lieder als solche herauszupicken. Die Scheibe sollte am Stück goutiert werden, was allerdings Schwierigkeiten nach sich zieht: "Misguided" verzeichnet Längen, und das nicht nur in zwei der drei Longtracks: "Day And Night" (verliert sich in beinahe 20 Minuten in zu viel selbstverliebter Virtuosität und melodischer Schwelgerei ohne Ziel) sowie "The Challenge" (viertelstündiger Schlusssatz, dessen rhythmischer Starrsinn nicht zu den aufwändigen Gesangsarrangements passen möchte).
Das zehnminütige "Man Of Darkness" markiert indes einen Höhepunkt und ist zugleich neben dem kompakten "More Than He Bargained For" (kein Gesang) der härteste Track, aber auch hier bleibt der Frontmann das Ohrenmerk des Hörers, wohingegen INFINITE SPECTRUMs rein instrumental betrachtet konservativer Prog selten richtig überrascht. "The Truth", ein gemischtgeschlechtlicher Dialog, markiert ein Ausrufezeichen auf einem Album, das häufiger auf den Punkt kommen sollte, aber den Erzeugern beileibe keine Schande macht.
FAZIT: "Misguided" krankt an den typischen Wehen eines Einstands - Entschlackung erwünscht, aber davon abgesehen sind INFINITE SPECTRUM eine zu Recht ambitionierte Truppe und Anwärter aufs Mitreden im Feld des melodischen Prog Metal nach Frühneunziger-Machart.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.02.2014
Alex Repetti
Will Severin
Alex Raykin
Greg Schwab
Just For Kicks
79:02
31.01.2014