Das Kürzel JATD steht für Janina And The Deeds, eine Zusammenfindung von erfahrenen Musikern um die deutsche Sängerin Janina Dietz, einer hauptberuflichen Radiomoderatorin, und dem Münchner Gitarristen und Produzenten Robert Papst (Ex-DOMINOE), die es mit ihrem Debüt „Last Girl Standing“ (2010) schon zu einigen Auslandsauftritten (u.a. in den USA) und in einen Waschmittelwerbespot geschafft hat. Da schau her. Nun gut, klar, wenn dies nun mal so ist, warum sollte man es nicht in der Bandvorstellung erwähnen? Aber im Promozettel wird auch von <i>in Qualität kaum zu überbietenden Riffs und Melodien</i> gesprochen. Also schauen und hören wir mal...
...und stellen fest: Ja, auch dem zweiten Album von JATD kann man ohne jeden Zweifel sein internationales Niveau bescheinigen. Es ist nicht zu überhören, dass erfahrene Hände und Köpfe dafür gesorgt haben, die ausgebildete Stimme der jungen Frontdame ins rechte Licht und den passenden Sound zu rücken. Und so tauchen in der langen Gästeliste Namen auf wie Gavin Lurrssen (der mehrfache Grammy-Gewinner hat das Mastering in L.A. übernommen), John „Rhino“ Edwards (STATUS QUO), Matt Beck (MATCHBOX TWENTY), Charlie Morgan (ELTON JOHN, TINA TURNER) oder Jenna Sanz-Agero (VIXEN).
Bereits die ersten Songs „Shock“, „Lover“ und erst recht „By Your Side“ (mit U2-Anklang) und „I Surrender“ weisen dann auch gleich ein enormes Hitpotential auf. Und wer hier 'Hit' sagt, der meint auch wirklich die Hitparade, die des Massengeschmacks, des „Och, ich hör eigentlich alles“-Publikums. Das Album ist randvoll mit in der Ausführung hochprofessionellem und voll auf Erfolg konstruiertem Rockpop für die PINK- und (ehemaligen) ROXETTE- und BANGLES-Fans unter uns (sollten welche in der Nähe sein).
Es muss ja gewiss nicht immer mega-anspruchsvoll sein, aber die meisten der insgesamt 17 Songs sind dann doch zu glatt gestrichen und seelenlos, einfach austauschbar. Selbst als bekennender Freund von Melodic-Rock in seinen sämtlichen Schattierungen vermisst man hier schnell die Tiefe. Und auch den tatsächlichen Rock. Die überschaubare Abwechslung des Albums besteht darin, dass den zumindest vom Sound voluminösen Songs hin und wieder ein Countrymäntelchen umgehängt („Dry Her Eyes“, „Best Man's Thing“) und damit auch die Zielgruppe von Chartgtrößen wie SHANIA TWAIN und TAYLOR SWIFT mit ins Boot geholt wird. In den besten Momenten („Do You Love Me“, „Dastard Beasts“) kann man sich zwar schon mal an ROBIN BECK-Assoziationen erfreuen und es soll keiner behaupten, dass die Band nicht auch Balladen der SHERYL CROW-Klasse kann („Suitcase Of Memories“, „You Are The One“), aber spätestens mit Songs wie „Heart Of Ice“ und „The Crown Of Life“ sind wir wieder im reinen Pop angelangt. Jede dieser Nummern, so hörbar (oder eben gerade nicht) wie diverse weibliche Dauerbrenner aus der Popmusiklandschaft auch, kann man sich als Chartmusik-Abstinenzler genau dort in der Top-Ten vorstellen. Der Eingängigkeit sei Dank - aber die kann eben ganz schnell auch ganz schön glitschig sein.
FAZIT: Oh ja, die können Hits schreiben. Hochprofessionell gemachter Poprock im Klarsicht-Sound, so steril und oberflächlich, wie es sich für das fest anvisierte Radio-Airplay gehört und wohl auch erforderlich ist. Charterfolge sind für JATD bei der richtigen Strategie dann auch ganz sicher nicht ausgeschlossen - für den wirklichen Rockfan ist das Album in seiner ausschweifenden Länge von fast 70 Minuten aber eine wahrlich schwere Bürde.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.05.2014
Timo Kresslein
Janina Dietz
Robert Papst, Dan Schmidt
Robert Papst, Eddie Daum, Tobias Wendl
Maurizio Saccomanno
Command Records/Alive
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23.05.2014