Kuriosum: Die hier aufspielende Band sind praktisch THE STOOGES ohne Aushängeschild Iggy Pop, die sich an neu aufgenommenen Raritäten vergreifen (nur live gespielte Songs aus der "Raw Power"-Zeit und bislang höchstens auf Bootlegs zu finden), praktisch einem nie realisierten Album aus den Siebzigern. Der Coup dabei: Zahlreiche Gäste geben sich ein Stelldichein.
Schon gleich der breitbeinige Honky-Tonk "Head On The Curve" ist mit Jello Biafra am Mikro ein Highlight, und "Re-Licked mutet sperrig an wie die Originalband zu Bestzeiten, was man von ihrem letztjährigen Comeback mit Iggy ja nicht immer sagen konnte. Das avantgardistisch saxofonelnde "She Creatures Of The Hollywood Hills" zeugt davon wie das strukurell fast epische "I'm Sick Of You". Das elegante "Pinpoint Eyes" mit THE ICARUS LINEs Joe Cardamone bleibt hingegen ein wenig blass, wo die kraftvolle Ballade "Open Up And Bleed" mit Southern-Flair, ebenso von Chanteuse Carolyn Wonderland intoniert wie das forsche "Gimme Some Skin", ein weiterer Trumpf im Ärmel des Klampfers ist.
"Cock In My Pocket" ist HELLACOPTERS-Nicke wie auf den Leib geschneidert und das sachte "Til The End Of The Night" gefällt mit Alison Mosshart von THE KILLS (DEAD WEATHER), die gemeinsam mit Grantler Mark Lanegan "Wild Love" zu einem Geniestreich macht. Lisa Kekaula singt zwei der stärksten Stücke überhaupt: das rasende "I Gotta Right" (warum wohl MOTÖRHEAD so klingen, wie sie es tun?) und das vom Titel her selbstredende "Heavy Liquid". LITTLE CAESARs Ron Young singt den Goodtime-Rocker "Rubber Leg"ebenso wie FOETUS im Bonusteil der Scheibe, und "Scene Of The Crime" wirkt gar käsig britisch mit PRIMAL SCREAMs Bobby Gillespie. Am Ende jedoch haben die Damen klar gesiegt, sollte man diese erstaunlich gut zusammenpassende Sampler-Veranstaltung als Geschlechterkampf begreifen.
FAZIT: Eine Menge originalgetreu STOOGES-mäßige Musik mit reichlich prominenter Unterstützung - das ist "Re-Licked", ein ganz und gar nicht reißerisches Stück "Resteverwertung" aus dem Hause James Williamson. Hier klingt der Rock noch wie vor über 40 Jahren, aber dennoch keineswegs angestaubt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.10.2014
James Williamson, Steve Mackay, Toby Dammit, Mike Watt
Leopard Lady
65:15
24.10.2014