JAZZATOR platzieren sich zwischen Freiform und Trio-Jazz mit ungewöhnlicher Besetzung ohne Bass, wobei das Bariton-Sax fette Riffs bedingt, häufig mit gegenläufigen Klavier-Melodien. Emotional kann man sich nur schwerlich in "Nonagon" einfinden, aber Ideenreichtum und Musikalität der Beteiligten trösten ein Stück weit darüber hinweg.
Die zwölf Minuten von "Al Bozha" mit mäanderndem Saxofon, gelösten wie quirlig spannungsvollen Passagen sowie zittrig expressiver Stimme (exzellent dynamisch eingefangen) geben die Marschroute des Albums vor. Es gibt kraftvolle wie hibbelige Rhythmen (das halb improvisiert anmutende Titelstück), während Frontfrau Marina häufig nur Laute intoniert, was einen onomatopoetischen Eindruck hinterlässt und allen Stücken einen deutlichen Eigencharakter verleiht - Stichwort Kopfkino. Hooklines im herkömmlichen Sinn gibt es hingegen nicht, aber das bedeutet keineswegs, das "Nonagon" sperrig ist.
Zwischenspiele wie das "Jabberwocky Intro" oder das kurze, experimentelle Bimmeln "Peter The Clown", das mit manipulierten Silben-Gesang stetig anschwillt, sorgen für einen geschlossenen Charakter, sodass die Scheibe in einem fort fließt, jeweils ungefähr zur Hälfte auskomponiert und aus dem Stegreif ersonnen - beziehungsweise so wirkt es jedenfalls. "Jabberwocky" - elegant, teils komödiantisch und dann wieder dringlich nach vorne strebend - ist ein unbestreitbarer Höhepunkt, wohingegen das viertelstündige "Count Bassy" am traditionellsten ausfällt - relativ gesehen.
FAZIT: JAZZATOR klingt als Name martialisch, die Musik indes lässt viele Stimmungen zu und bleibt dennoch distanziert. Der avantgardistische Gedanke hat hier definitiv den Vorrang gegenüber etwaigen Schönklang.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.09.2014
Marina Sobyanina
Marina Sobyanina
Sergey Balashov
Oleg Mariakhin (Baritonsaxofon)
Unit / CeDe.de
44:25
05.09.2014