Statt intimer Club-Atmo wie zuletzt gibt es Jeff Beck auf dieser Konzertnachlese im Arenen-Ambiente zu besehen. Im Rahmen der 2014er Fernost-Tournee der Gitarrenikone schnitt man die Show seiner neuen Band am 9. April in der Dome City Hall von Tokio mit, wo es neben einem naheliegenden Karrierequerschnitt auch neue Stücke von Beck zu hören gibt - spannende wie ungewöhnliche Sache gerade in der heutigen Zeit, da niemand mehr Risiken eingeht, wenn es ums Performen geht, sondern lieber perfekt durchchoreografiert.
Der Mann mit dem unvergleichlichen Ton begeht vielleicht allenthalben den Fehler, hinsichtlich der Wahl des alten Materials zu sehr auf Nummer sicher zu gehen, doch andererseits: Einige der experimentellen Sachen von beispielsweise dem Geniestreich "Beck" würden schwerlich in dieses Classic-Rock-Ambiente passen. Diese Kritik relativiert sich aber sowieso, wenn man den jugendlichen Schmiss erkennt, mit dem der Altmeister selbst und seine Band im Speziellen antreten. Heimlicher Star dabei: die fulminante Ronda Smith am Bass.
Beck bietet das immer noch atemberaubende Cobham-Monster "Stratus" so frisch dar, als habe er es noch nicht aberzählige Male gespielt. Max Middletons "Led Boots" zählt zu den nicht ganz so offensichtlichen Stücken, der nicht kaputt zu kriegende Schmachter "Cause We Ended As Lovers" von Stevie Wonder klingt dank der jungen Band in gleicher weise wie die BEATLES-Hymne "A Day In The Life" vielleicht nicht ganz so abgeschmackt, wie es ansonsten der Fall wäre. "Big Block" (man wünscht sich eine neuerliche Zusammenarbeit Becks mit Terry Bozzio) zählt hingegen zu den Highlights vom alten Schlag. Das stimmungsvolle "Yemin" aus der Feder von Kompagnon Meier ragt unter den neuen Stücken besonders heraus.
Ansonsten wie angedeutet alles beim Alten, ein Spagat aus Jazz (Charles Mingus' "Porkpie Hat"), Blues ("Rollin’ And Tumblin’" von Muddy Waters) und auch Klassik ("Corpus Christi"; Benjamin Britten) bei angemessenem Bild und Ton.
FAZIT: Eine Live-Veröffentlichung, die Bock auf anstehende Studio-Aktivitäten macht. Jeff Beck ist also weiterhin für Überraschungen gut.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2014
Rhonda Smith
Jeff Beck
Jeff Beck, Nicolas Meier
Jonathan Joseph
Eagle Vision / Edel
90:42
21.11.2014