Warum gibt es eigentlich noch nicht das Genre "female-fronted occult rock"? Auch nach dem Dahinscheiden von THE DEVIL'S BLOOD finden sich mit JEX THOTH, BLOOD CEREMONY und JESS AND THE ANCIENT ONES schließlich genügend VertreterInnen, die auf ihre eigene Art Fragilität mit Heavyness und spirituellen Texten kreuzen. Gerade die Letztgenannten wählen dafür einen recht weichen Ansatz.
Während BLOOD CEREMONY und JEX THOTH ihre Doom Metal-Wurzeln pflegen, spielt Jess mit ihren Jungs 70er-Jahre-Rock und liegt damit voll im Trend. Dass KING DIAMOND die Finnen für seine gerade zu Ende gegangene Tour durch die Staaten engagiert hat, weist auf die musikalischen Besonderheiten der Truppe hin. JESS AND THE ANCIENT ONES haben eine eigene, recht kauzige Art gefunden sich dem ausgelutschten Genre des Psychedelic Rock zu nähern.
Nach dem selbstbetitelten Debütalbum und der guten „Astral Sabbat“-EP gibt es zwar immer noch kein neues Album, dafür aber eine weitere EP, wohl vor allem, um die benannte Tour zu unterstützen. Auf der 10‘‘ Vinyl steht zum einen der Titeltrack ‚Castenada‘, der ganz ohne Gitarrengewalt eine gruselige Atmosphäre heraufbeschwört, die wie eine böse Version der Norweger MAJOR PARKINSON klingt. Der Song lebt außerdem von den geschmackssicheren Vocals von Frontfrau Jess, den dosierten Orgelklängen, dem pumpenden Bass und dem treibenden, tanzbaren Beat. Mit dezenten Anleihen aus der Psychobilly-Szene passt das Ding auch super auf die nächste Halloween-Party.
Zum anderen gibt es mit ‚As To Be With Me‘ einen zweiten, etwas ruhigeren und etwas längeren Titel, der aber mit ähnlichen Elementen gestaltet ist wie ‚Castenada‘. Leider verliert sich die Band hier ein wenig im Jamcharakter des Mittelteils, was dazu führt, dass die folgenden Teilstücke nicht mehr so ganz zusammenpassen wollen. So wirkt das Ganze eher wie ein Medley aus Ideen, als ein wirklich durchdachtes, zu Ende komponiertes Stück. Typisches B-Seiten-Futter also.
FAZIT: „Castenada“ ist eine typische EP geworden. Der Titeltrack ist ein guter JESS AND THE ANCIENT ONES-Song, in dem die Band ihre Trademarks wie das kauzige Riffing und die gruselige Atmosphäre gewinnbringend einsetzt, während der zweite Song eher wie eine Ideensammlung wirkt und eher von B-Seiten-Qualität ist. Ob man die EP in ihrer ohnehin überschaubaren Gänze braucht, darf also bezweifelt werden.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2014
Fast Jake
Jess
Thomas Corpse; Thomas Fiend; Von Stroh
Abraham
Yussuf
Svart Records
11:51
14.11.2014