Wer sich noch nicht fettgefressen hat am Retro-Buffet, bekommt mit KALAMAHARA etwas stärker Bluesrock-bezogenen Nachschlag aus Leipzig.
Damit beruft sich der Rezensent aufs gleichwohl immer noch zur Genüge krachende "The Urgency" und das schleichende Highlight "Last Night", zu dessen Ende hin die Musiker aufdrehen wie im treibend euphorischen Doppel aus "Electric Messed Up Whore" und "Tellin’ Lies" insgesamt. "My Girlfriend’s Got A Backstage Pass" mit seinem unfehlbaren Hendrix-Schmatzen unterstreicht die Einschätzung zusätzlich.
Classic Rock vom Programmatischsten gibt's unterdessen beim rotzigen Ohrwurm "Out Of My Mind" und im hämmernden Opener "Juicy Lucy", der wie das mit Harmony Leads Marke THIN LIZZY verbrämte "You Gotta Know" (klasse Text auch) ein wenig an Bill Steers FIREBIRD erinnert. Das luftige, aber mit feist griffigem Riff ausgestattete "The Urgency" zählt zu den eher unverhohlenen Gassenhauern, wo KALAMAHARA ansonsten überwiegend auf Nachhaltigkeit setzen - will heißen: keine Setzkasten-Hits vom Fließband, auch wenn die um 1970 längst keine neue industrielle Erfindung gewesen sind.
Die unmittelbar klingende Produktion, als stünden die Mucker direkt neben dem Hörer, begünstigt Reißer nach dem Muster von "She’s Got The Motion", dem vorhersehbar großen Finale eins Debüts, das viel für die Zukunft der Erzeuger verspricht. Die Vocals entlarven die Gruppe eindeutig als Deutsch, doch spielerisch und kompositorisch ist man definitiv bereit für den internationalen Parcours.
FAZIT: Immerzu positiv gestimmter und stimmender Vintage Rock mit alten Werten und frischem Zugang ist auf "Chthonic Beast" zu hören, einem eindeutig nicht düsteren Zeugnis von geschichtlichem Bewusstsein ohne allzu plumpe Zitate der Größen des hart rockenden Geschäfts. Mit KALAMAHARA darf man weiter rechnen, auch wenn der Trend verklungen ist.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.01.2014
Hans-Christian Puls
Clemens Heger
Lennart Zoske, Clemens Heger
Alex Beyer
Campus
40:46
13.12.2013