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Landskap: I

Stil: Doom/Stoner Metal

Cover: Landskap: I

Allstar-Band wäre wohl etwas zu dick aufgetragen, aber die Mannen von LANDSKAP kennen sich schon ganz gut in der Doom-Szene aus. SERPENTCULT, FEN oder PANTHEIST heißen die Hauptarbeitgeber des britischen Quintetts, das sich 2012 gründete und das hier vorliegende Debütwerk eigentlich schon im Januar dieses Jahres veröffentlichten. Nun mit einem Plattenvertrag bei den deutschen Underground-Experten Iron Bonehead Productions ausgestattet, können sich auch die deutschen Headbanger ein Bild davon machen, warum der simple Titel "I" ganz gut zur Scheibe passt.

Dass die Platte nur vier Songs beinhaltet, ist für das Genre nicht gerade untypisch, die Gesamtspielzeit von ca. 33 Minuten hingegen schon. Es scheint momentan genreübergreifend in Mode zu sein, eine Langspielplatte auf EP-Kürze zu beschneiden, was den geneigten Hörer bei den aktuellen Preisen nicht gefallen kann. Natürlich ist das ein reichlich kapitalistischer Ansatz, denn den Wert von Musik sollte man nicht an der Spielzeit fest machen. Trotzdem könnte das Format der EP in Verbindung mit einem gewissen Preview-Faktor verbunden die bessere Alternative sein, vor allem weil die Songs für ein späteres Album ja nicht verloren sind.

Der Schuh drückt bei LANDSKAP aber noch an ein paar anderen Stellen. 11 1/2 Minuten misst die erste Lava-Eruption namens 'A Nameless Fool', ein Bastard aus den Zeitlupen-Momenten von BLACK SABBATH und CANDLEMASS, der allerlei Genretrademarks auffährt. Neben der typischen Metal-Instrumentierung sind auch noch Hammond-Orgel-Klänge und Glockenschläge zu vernehmen, die zusammengerechnet einen minimalistischen, aber massiven Sound ergeben. Das große Problem: das fraglos starke Riff, das von allen Instrumenten unisono dargeboten wird, bleibt über geschlagene sieben Minuten das einzige. Selbst Hardcore-Doom-Fans dürften hier an ihre Grenzen stoßen, da das nichts mehr mit clever eingesetzter Dramatik zu tun hat, sondern schlichtweg zu Langeweile führt. Der sich anschließende zweite Teil verfehlt dementsprechend, aber auch aufgrund der fehlenden Tempowechsel seine Wirkung als Befreiungsschlag. Das Instrumental-Intermezzo 'My Cabin In The Woods' ist mit seinen psychedelischen und ruhigen Jam-Vibes zwar schon etwas interessanter, wirklich inspiriert hört sich der Dreiminüter aber auch nicht an.

Falls sie noch Bock haben, drehen die Vinylnutzer unter uns jetzt um und bekommen zunächst nichts Neues geboten. Wieder Zeitlupe, wieder ein brachiales Riff, wieder eine Menge Groove. Aber es geschehen doch noch Zeichen und Wunder, denn nach 3 1/2 Minuten ziehen LANDSKAP zum ersten Mal gen Midtempo an und wirken dadurch direkt interessanter. Als Soundpaten könnten durchaus BLOOD CEREMONY genannt werden, nur eben ohne Flöte und Frauenstimme. Da passt es auch gut, dass 'Fallen So Far' "schon" nach 6:30 Minuten endet und fließend in das fast 12-minütige Abschlussinstrumental 'To Harvest The Storm' übergeht. Hier dürfen die Musiker noch einmal all ihre favorisierten musikalischen Facetten ausleben. Bedächtig begonnen, entwickelt sich über folkiges Riffing tatsächlich sowas wie ein Spannungsbogen hin zu einer Art Jamsession, die sich allerdings zu keiner Zeit von ihrer erdachten Struktur lösen kann. Die Gitarre darf als einziges Instrument solieren, das Schlagzeug wird hingegen nur sehr eingeschränkt malträtiert. Auch hier wird über mehrere Minuten ein und dasselbe Uptempo-Riff ausgewaltzt, was abermals nicht sonderlich inspiriert erscheint. Dann ist der kurze Ausritt auch schon wieder vorbei und man fragt sich, was LANDSKAP einem eigentlich sagen wollten.

FAZIT: "I" ist ein minimalistisches Doom/Stoner Rock-Album, das fast gänzlich auf Spannung verzichtet. LANDSKAP verwenden auf der Platte möglichst wenige (zum Teil gute) Riffs und Tempowechsel und erwecken so den Anschein, dass ihnen oft die zündenden Ideen fehlen, um den Songs eine interessante Wendung zu geben. Da wird es sogar schwer über die kurze Spielzeit von etwas über 30 Minuten konzentriert zuzuhören. Und daran ist ausnahmsweise mal nicht das Internet schuld.

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2014

Tracklist

  1. A Nameless Fool
  2. My Cabin In The Woods
  3. Fallen So Far
  4. To Harvest The Storm

Besetzung

  • Bass

    Frederic Caure

  • Gesang

    Jake Harding

  • Gitarre

    George Pan, Frederic Caure

  • Keys

    Kostas Panagiotou

  • Schlagzeug

    Paul Westwood

Sonstiges

  • Label

    Iron Bonehead Productions

  • Spieldauer

    33:46

  • Erscheinungsdatum

    16.05.2014

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