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Lantlôs: Melting Sun

Stil: verträumter Postrock/Shoegaze

Cover: Lantlôs: Melting Sun

Es ist schon ein bisschen skurril. Da trennen sich in Sachen LANTLÔS die Wege von Markus Siegenhort und Alcests Neige, der bislang für den Gesang zuständig war und musikalisch nähern sich beide Bands immer weiter an. Auch "Melting Sun", das vierte Album von LANTLÔS zeigt sich nahezu komplett befreit vom schwarzmetallischen Wurzelwerk, das zuletzt zumindest noch gesanglich zu erkennen war und setzt auf extrem atmosphärische Musik, die aber erfreulicherweise immer noch einen höheren Härtegrad aufweist, als es bei Alcests "Shelter" der Fall war.

So dauert es im Opener "Melting Sun I: Azure Chimes" gerade mal 30 Sekunden, bis das ruhige Gezupfe von einem durchaus markanten, harten Riff abgelöst wird, über das im weiteren Verlauf ein Netz von flirrenden Leads gesponnen wird. Der Track verweilt im fast schon doomigen Downtempo, entwickelt aber auch durch den harmonischen Klargesang eine warme, friedliche Atmosphäre ohne Kitschfaktor. "Melting Sun II: Cherry Quartz" startet bedächtig, aber auch hier durchkreuzen tiefe Gitarren die Ruhe für einen Moment des Aufbrausens, um dann wiederum in eine gewisse Veträumtheit zurückzufallen. Bevor es aber zu einlullend wird, werden Härtegrad und Intensität wieder angezogen, bis der Gesang einsetzt sind so schon über fünf Minuten vergangen - in denen man sich aber nie gelangweilt hat. So ruhig die Musik von LANTLÔS letztlich ist, so dynamisch bleibt sie in der Ruhe aber auch.

Im Vergleich zum Vorgänger "Agape" fällt am stärksten auf, dass die Kälte aus dem Sound von LANTLÔS nicht ganz, aber doch weitestgehend verschwunden ist. "Melting Sun III: Aquamarine Towers" nimmt zwar die Wärme ein bisschen heraus, ohne jedoch zu stark von der Marschrichtung abzuweichen. Mit der grundsätzlichen Änderung der Stimmung sind allerdings auch die Doom Jazz-Elemente, die auf "Agape" interessante Kontrastpunkte setzten, aus dem Sound verschwunden, was ein bisschen schade ist. Trotzdem ist "Melting Sun" ein gleichermaßen spannendes, wie entspannendes Album geworden, dass besonders dann angenehm zu hören ist, wenn man einen eskapistischen Drang verspürt, wenn man nach einem anstrengenden Arbeitstag in der Bahn sitzt und man nicht das Gemurmel der Menschen um einen herum hören will, wenn einen der Kater vom Vorabend piesackt und man trotz der Kopfschmerzen noch ein bisschen Musik um sich haben möchte.

FAZIT: Wo Alcests "Shelter" ein bisschen zu chillig ausgefallen war, gelingt Markus Siegenhort der Spagat zwischen Atmosphäre, Dynamik, Entspannung und einer gewissen metallischen Grundhärte klar besser und so ist "Melting Sun" ein starkes Album, das zudem auch noch in sehr gelungener optischer Aufmachung zu haben ist.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2014

Tracklist

  1. Melting Sun I: Azure Chimes
  2. Melting Sun II: Cherry Quartz
  3. Melting Sun III: Aquamarine Towers
  4. Melting Sun IV: Jade Fields
  5. Melting Sun V: Oneironaut
  6. Melting Sun VI: Golden Mind

Besetzung

  • Bass

    Markus Siegenhort

  • Gesang

    Markus Siegenhort

  • Gitarre

    Markus Siegenhort, Cedric Holler

  • Schlagzeug

    Felix Wylezik

Sonstiges

  • Label

    Prophecy Productions/Soulfood

  • Spieldauer

    40:46

  • Erscheinungsdatum

    02.05.2014

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