Sie sind rar geworden, die sozial wie politisch engagierten und dennoch Massen begeisternden Bands vorwiegend aus Großbritannien, nicht zuletzt nach dem Abgesang von CHUMBAWAMBA. Im 31. Jahr ihres Bestehens (nach zwischenzeitlichem Aus) nun sorgen die Erschaffer des Gassenhauers "Radio Africa" für Schmerzlinderung unter all jenen, die sich nach Musik mit Inhalten sehnen, ohne gleich ein Studium abschließen zu müssen.
LATIN QUARTER legen mit "Tilt" ein beschauliches Album tiefsinniger Pop-Songs vor, in deren Texten es nicht immer unterschwellig brodelt (höre das akustisch geprägte "50 Grams", in dem es erwartbar um Kokain geht), sondern einfach nur schlicht schön zugehen darf. Dafür bürgen die Songwriter-Ballade "Marianne" und das ebenso von Dunsford bestimmte "Sometimes The Big Fish". Überhaupt wäre viel von diesem Mainstream ohne die einnehmenden Stimmen nur die Hälfte wert, so auch das Pianostück "The Cat" von Steve Skaith.
Die zweite Hälfte der Scheibe fällt interessanterweise lebendiger aus: "Once, Twice" und das synthetisch gospelige "Take It To Miriam" stehen dem Titelstück zum Sich-Fallenlassen und dem Liebesbekenntnis "Nico" gegenüber, bevor Texter Mike Jones' Sprengkraft im minimalistischen "One Stone, The Avalanche" noch einmal vollends zum Tragen kommt - solide Scheibe, das, wenn auch ein wenig nach Alterswerk müffelnd.
FAZIT: "Tilt" zeigt LATIN QUARTER als souveräne Erzähler alltäglicher wie kritischer Geschichten, die es schaffen, Salz in Wunden zu streien und gleichzeitig zu heilen, das Ganze jeweils ohne plump erhobenen Zeigenfinger beziehungsweise Schmalztopf, in dem selbiger stecken mag.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2014
Greg Harewood
Steve Skaith, Richard Wright, Yona Dunsford
Steve Skaith, Richard Wright
Steve Jeffries
Martin Ditcham
Mike Jones (Texte)
Westpark / Indigo
38:37
28.03.2014