Die traurigste Erkenntnis, welche sich uns nach dem Hören von „Spiraali“ offenbart, ist die Tatsache, dass wir kaum eine Chance haben, die Texte auf dieser, zwischen traurig und lebensfroh klingenden, CD zu verstehen. Wenn der Musik so viel typisch-tiefgründiges, nordischen Gefühl innewohnt, wie viel wohnt dann wohl den Texten inne?
Zum Glück gibt das Netz diesbezüglich aber doch einige Auskünfte und wir erfahren: „Die blondgelockte Musikerin singt auf ihrem Erstling ausschließlich auf Finnisch. Dass es hier um die scheinbar kleinen Dinge, die Abenteuer des Alltags und des Erwachsenwerdens geht, versteht man auch ohne jegliche Kenntnis der Landessprache. Die 27jährige weiß fein zu beobachten und hat, so scheint´s, stets ein kleines Lächeln im Gesicht.“
Zutreffende Worte!
Sie machen nicht nur neugierig, sondern bestätigen auch das, was man bereits während des ersten Hördurchgangs des Debüt-Albums von LAURA MOISIO, auch ohne Finnisch zu verstehen, zu hören glaubt.
Man beobachte nur diesen geheimnisvollen Blick, das verträumt Abwesende, nachdenklich Melancholische, aber irgendwie auch spitzbübisch Verspielte, welches sich uns <a href=" https://www.youtube.com/watch?v=6kcSjCAmc0c " rel="nofollow">in den Videos von „Jäähyväiset“</a> und <a href=" https://www.youtube.com/watch?v=NhIZS7U4jz4" rel="nofollow">dem das Album seinen Titel verleihenden „Spiraali“</a> offenbart, und schon spüren wir bereits über unsere Augen, was unsere Ohren beim konzentrierten Hören von „Spiraali“ erwartet: Melancholie, tiefe Gefühle, Humorvolles, Geheimnisvolles, Überraschendes. Präsentiert als eine Mix aus viel Akustik, aber auch voller elektronischer Verspieltheit und Klangcollagen, wie Plattenknistern u.v.m., sowie elektronischem Rock-Instrumentarium, das geschickt immer wieder überraschende Aspekte und Kontrapunkte in die Musik von LAURA MOISIO einflechtet.
Doch was bedeutet das schon?
Erst wenn wir ihre Stimme hören, dann spüren wir das Besondere an dieser Musik. Eine Mischung aus kindlicher Zerbrechlichkeit, fraulicher Tiefe und übernatürlicher Schönheit!
Ein singender blonder Engel!
Und dass sogar Engel zu gehörigen Überraschungen fähig sind, beweist der letzte Song des Albums, den ich gerade wegen seiner überraschenden Andersartigkeit in mein Musik-Herzchen geschlossen habe. Der Ylilento Remix von „Värejä“, der mit unterkühlter Elektronik beginnt, so als hätten wir uns auf eine CD von LAURIE ANDERSON oder ANNE CLARK verirrt, dann einen Rhythmus aufnimmt, welcher an DAVID BOWIEs „Heroes“ erinnert, um am Ende mit harten Gitarreneinlagen ein vordergründig melancholisches Album zu seinem rockigen Ende zu führen. Eine grandiose Idee, denn wer könnte sich in unseren Breiten vorstellen, dass eine KATJA EBSTEIN (Für mich nach wie vor eine der besten deutschsprachigen Musikerinnen, wenn man mal von ihren Schlagern absieht!) eins ihrer Alben mit den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN ausklingen lassen würde?
Ich, ehrlich gesagt, nicht.
Manchmal ist Deutschland eben doch viel weiter weg, wenn wir uns die Kopfhörer über die Ohren stülpen und Musik aus Finnland hören. Eine Reise, die nicht viel kostet, aber mehr Eindrücke hinterlassen kann, als ein paar Fotos für irgendwelche Urlaubs- und Familien-Alben.
FAZIT: In Finnland gilt seit Anfang 2014 ihre beseelte Stimme als große Entdeckung und brachte ihr jede Menge Bewunderung ein. Nun sollten wir diese Musikerin aus dem Norden auch bei uns entdecken, genauso wie wir dies schon mit GUDRID HANSDOTTIR, MYRRA RÓS und ELIN KÅVEN getan haben!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.08.2014
Paavo Malmberg, Joni Vanhanen, Ville Rauhala
Laura Moisio, Jarno Takkumäki
Laura Moisio, Paavo Malmberg, Jarno Takkumäki
Paavo Malmberg, Joni Vanhanen
Paavo Malmberg
Beste! Unterhaltung / Lumpeela Julkaisut
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29.08.2014