Willkommen in der Abteilung ‘Hörbuch mit Soundtrack‘. Der Schweizer LAURIN BUSER hat 2010 die deutschsprachige Poetry-Slam-Meisterschaft im U20-Bereich gewonnen. Dass sein Debüt ein wortreiches ist, deutet sich damit bereits an. BUSER erzählt viel in kurzer Zeit, dazu reichhaltiges Schlagwerk, diverse Samples, dezenter Einsatz von Tasteninstrumenten (mehr) und Gitarren (weniger).
Highlights sind die etwas abwechslungsreicher instrumentierten Stücke wie der smoothe Schleicher „Nicht Festlegen“, auf dem Denis Wagner phasenweise sogar singend Soul beweisen darf oder das erst leise funkige „Material“, das im Refrain Fahrt aufnimmt und zudem eine feine Hammond-Begleitung zu bieten hat.
Leider beschwört das eingesungene “Hey Hey“ fast unweigerlich „…ich war der goldene Reiter“ als Folgezeile herauf. Die kommt natürlich nicht, weckt aber leider die Erinnerung an ein Lied, dessen Einprägsamkeit der tanzbaren Melodie geschuldet war und dem knappen Text. Wirkungsvoller mit weit weniger Worten.
LAURIN BUSER greint, raunt, rappt, erzählt, meist im Stakkato-Rhythmus und sehr, sehr wortreich. Manche Zeile, einige Reime sind witzig, treffend oder beides, andere versanden sanglos, sind allzu willkürlich aneinandergereihtes Wortgeklingel. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht sonderlich beeindruckend, irgendwo zwischen Befindlichkeitsgewese und Statement, zuweilen auch dezent politisch. Das klingt dann so: „Zeit für Revolution gegen Leichen im Keller / „Gegen die Reichen“ presented by Rivella / Was geht, liebe Kiddies Europas, alles klar? Wartet auf den nächsten dicken Fauxpas an der Bar / Ihr seid nicht Schuld, es war’n die Opas anderer / Oder das Bushregime oder die Griechen / Man muss ein Schlussstrich ziehn, weil wir schliefen“. Das passt irgendwie oder auch nicht, ist mehr Pose als Position, zum drüber Nachdenken reicht‘s, dank der abgedruckten Texte im Booklet auch intensiver. Pointierte Alltagsbetrachtungen gelingen BUSER besser als wohl ausformulierte Bonmots. Alles kann, nichts muss.
FAZIT: Komm LAURIN gib’s mir, texte mich zu. „Okay, wird erledigt, kein Problem, stell dir vor, ich bin ein PETER FOX mit Sprechdurchfall, ich habe einen Schlagzeuger als Produzenten, und manchmal funkelt es, wenn ich reime, rappe, Rhythmen verschleppe und raushaue, was mir gerade auf der Zunge liegt. “ Laber Rhabarber, wer drauf steht kann‘s schlechter treffen, aber der Hocker von dem es einen haut, ist ein verflucht kleiner, dreibeiniger, der unter einem krassen Hintern vollständig verschwindet. „Yeah. Mhm. Ah Yeah. Mhm? Ahh. Eh eh eh eh. Yeah.” Und nun zu etwas völlig anderem…
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2014
Gianluca Giger, Pirmin Huber
Laurin Buser, Denis Wagner, Emilia Taubic, Sascha Frischknecht
Dominik Beck, Samuel Leipold
Eliyah Reichen, Simon Althaus
Sascha F.
Deepdive Music
27:07
31.03.2014