Obwohl die letzten Alben der LETZTEn INSTANZ gar keine üblen Kritiken bekamen – im Gegenteil – fand sich niemand in der Redaktion bereit, den aktuellen Longplayer zu besprechen, bis ich mich erbarmte. Ein schlechtes Omen? Im Gegensatz zu Nils Herzog konstatierte ich an anderer Stelle sogar „Weißes Gold“ mehr Sein als Schein, freundete mich mit den Unplugged-Sessions an und konnte auch dem Ausflug ins Orchestrale etwas abgewinnen.
Jetzt also „Im Auge des Sturms“. Leider bestätigen sich die Vorbehalte: Das Album ist ein ziemlicher Rohrkrepierer. Handwerklich ist die Mixtur aus hartem Rock, (Mittelalter-)Folk, Pop und Ausflügen ins Sinfonische sowie inbrünstigem Liedermachertums wieder sehr solide und vielfältig aufbereitet. Aber die Melodien bleiben unspektakulär, das Metallische ist stumpf, das Sanfte plätschert dahin, und die Streicher plustern das Beliebige meist nur auf, statt volltönende Akzente zu setzen.
Dazu kommen Texte, die man bestenfalls als ‚bemüht‘ kategorisieren kann. Der gute Wille ist jederzeit spürbar, doch äußert er sich in teilweise schmerzhaften Plattitüden ("Wenn ich dich nachts betrachte, weil ich den Schlaf verachte". Das ist die lyrische Hölle mal 3. „Tragisch, So tragisch. Ich frag dich, Liegt es an mir oder liegt es an dir? Wann und wie lang bleiben wir „Wir“?“ ‚Wir‘ wissen es nicht...). Das kann Holly Looses nöliger, leicht weinerlicher Gesang nicht kompensieren. Da nutzt es auch nichts, wenn er in „Koma“ den Aushilfs-PURPLE SCHULZ gibt („Ich will hier raus!“ - Ich auch!) Die Sehnsucht fehlt.
Und Rainer Maria Rilkes „Panther“ in einem tumben Rocker verenden zu hören, tut besonders weh.
Wenig verwunderlich, dass die instrumentalen Intermezzi, besonders „Opus III“(Kammermusik trifft auf schneidende ELO-Erben) die Höhepunkte des Werks sind. Gelungene kurze Ausflüge, von denen es mehr hätte geben dürfen/müssen, um aus „Im Auge des Sturms“ ein durchgängig hörenswertes Album zu machen.
FAZIT: Rezension ist fertig, Mission erfüllt. „Im Auge des Sturms“ gewesen und schnell wieder raus. „Das letzte Mal“, „Verweht/Die Zeit“, „Opus III“ und mit Abstrichen das Titellied lassen immerhin auf bessere Zeiten nach dem Abklingen des Sturms, der nur ein laues Lüftchen war, hoffen.
Für die ganz Unverwüstlichen gibt es das Album als Limited Edition mit vier Bonustracks zu erwerben.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.10.2014
Micha Ende
Holly Loose, Oli
Oli
David Pätsch
M.Stolz (volin), Benni Cellini (cello)
Drakkar/Sony
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29.08.2014