Lisa Morgenstern ist eine junge deutsche Künstlerin, die virtuos Klavier spielt (höre das eröffnende "Under Water") und mit hörbarer Leidenschaft nicht immer alltägliche Texte intoniert, eine originelle Vertreterin der Tori-Amos-Schule gewissermaßen: Frau musiziert nachdenklich - mal melancholisch, mal aufbegehrend - an den schwarzen und weißen Tasten.
Einen etwaigen Elfen-Charakter muss sich Morgenstern nicht attestieren lassen mit ihrer Altstimme, die ein wenig an die Diven des frühen 20. Jahrhunderts erinnert und mitunter im Zusammenhang mit dem Gesungenen ins Theatralische abdriftet ("Lieber Tod", "Kannibalische Gourmet" - Anspieltipp!), allerdings auf überzeugend packende Weise. So tönt "Amphibian" wenn nicht desillusioniert, so auch nicht weltfremd nach Luftschlössern. Mit synthetischen, schleppenden Beats versehene Tracks wie "Sonnet 1", "Bury Me" (Text lesen!) oder das Titelstück (hier kommt Cellist Benni Cellini von LETZTE INSTANZ besonders vordergründig zum Tragen) brechen die minimalistische Anmutung der Scheibe, beispielhaft ausgedrückt in "Nocturne", "Celene" und "My Room", ein Stück weit auf, und hinzu kommt mitunter passend finsterer Sprechgesang.
"Amphibian" sorgt für eine intensive, anhaltend düstere Hörerfahrung, insbesondere im fast wie Industrial pulsierenden "Allegro Con Fuoco" oder während des Abschieds "Farewell", und ist eigentlich ein Fall fürs Denovali-Label, von wegen Poppy Ackroyd und so, also anchecken, bitte!
FAZIT: In der Konstellation Frauenstimme mit Klavier beschreitet Lisa Morgenstern nicht nur mit deutschen wie englischen Texten einen originellen Weg. Die junge Musikerin hat bereits einen ureigenen Weg gefunden und besticht durch glaubwürdige Emotionalität und entsprechende Virtuosität, die es im Auge zu behalten gilt. "Amphibian" ist ein Geheimtipp, aber das könnte schon die nächste Scheibe nicht mehr sein.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.01.2014
Lisa Morgenstern
Lisa Morgenstern
Benni Cellini (Cello)
Periplaneta / Altone
43:34
22.11.2013