So primitiv und prägnant der Bandname hierzulande auch daherkommen mag, in Sachen Albumtitel scheinen die vier Amerikaner von LUDER wahrlich Freude daran zu haben, dem Rezensenten die Zunge zu verknoten. So folgt nach dem Erstlingswerk "Sonoluminescence" nun mit "Adelphophagia" ein Album, dessen Aussprache nicht die einzige Herausforderung bleiben soll.
Dabei scheint die Aufgabe zunächst recht simpel, halten Titel und Artwork doch genau das, was sie versprechen: Über eine Stunde lang ziehen verschwurbelte, von Effekten durchtränkte Gitarren ihre Kreise, reihen fröhlich melodische Versatzstücke aneinander und harmonieren exzellent mit den lieblichen Vocals von Sue Lott. Die Frontfrau dominiert das Geschehen dabei gleich in doppelter Hinsicht, ist sie doch neben ihrer Rolle am Mikrofon zugleich für das ebenso verspielte wie leichtfüßige Bassspiel zuständig, mit dem sie den Songs ihren prägnanten Stempel aufdrückt. "Never Liked You" eröffnet folglich stark und zeigt direkt, welche Bandbreite das Quartett bieten könnte, wenn man denn wollte. Gediegener Psychedelic Rock, diverse Stoner-Anleihen und hin und wieder dezente Ausflüge gen Shoegaze-Effekt-Nirwana - so machen LUDER Spass. Allerdings geht der hier gezeigte Biss bereits mit dem nachfolgenden "Astrolabe" flöten und verweigert auch fortan vehement seine Rückkehr. Statt zu fesseln lullt "Adelphophagia" mit seiner ausgedehnten Spielzeit eher ein und schafft es nicht, die wohl intendierte hypnotische Sogwirkung zu entfalten. Ein Jammer, wenn man bedenkt, welches Potenzial zur genaueren Sektion unter der Kopfhörer-Lupe sich in dem Material schon alleine aufgrund des redlich bemühten Gitarrenduos verbirgt. Wer dennoch durchhält, wird immerhin mit einem wirklich gelungenen Cover von David Bowies "I'm Afraid Of Americans" belohnt, das zusammen mit dem bereits erwähnten Opener den einzigen echten, dafür jedoch wirklich strahlenden, Lichtblick der Platte markiert.
FAZIT: Zu gleichförmig, zu langatmig und obendrein ziellos - "Adelphophagia" bereitet nicht nur Schwierigkeiten bei der Aussprache, sondern verliert obendrein inmitten des eigenen verworrenen Seins selbst die Orientierung. Was bleibt ist das aufrichtige Bedauern, dass bei derlei vorhandenem Potenzial nicht mehr herausgekommen ist als aufwändig inszenierte Langeweile.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2014
Sue Lott
Sue Lott
Phil Dürr, Scott Hamilton
Eric Miller
Smallstone / Cargo
62:52
11.10.2013