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Maat: As We Create The Hope From Above

Stil: Egyptian Death Metal

Cover: Maat: As We Create The Hope From Above

Hieroglyphen hin oder her – das Konzept ist denkbar schnell durchschaut. Death Metal lässt ägyptischen Sand beben, viel mehr muss man nicht wissen, um MAAT aus Berlin einsortieren zu können. Nehmen wir nur die Mutter aller Metaphern: Beim Kochen würde man von guter Hausmannskost sprechen, die mit einem orientalischen Gewürz raffiniert abgeschmeckt wird, ohne ganz die guten Grundlagen aus der Heimat zu verändern. Bei aller Experimentalfreude, hier geht es nur um eine Prise Exotik, um wieder Pep in Deutschlands Schlafz… äh, Musikkeller zu bringen.

So sei „As We Create The Hope From Above“ also als unerschütterliche Steinpyramide vorgestellt, die mit einem Gerüst aus Zigeunertonleitern verkleidet ist. Growls und Blastbeats verteilen sich verlässlich wie immer in die Luft, doch diesmal entschwinden sie in den heißen Saharawind, indes sich Artwork, Konzept und kompositorische Ausschmückungen als ägyptophil erweisen, so als habe jemand mit Death-Metal-Ursprüngen die BANGLES gehört und deren „Walk Like An Egyptian“ als Gebrauchsanweisung verstanden.

Und ruft man einmal „Egyptian Death Metal“, kommt als Echo garantiert „NILE“ zurück. Wenn man in einen besonders hallenden Raum ruft, vielleicht gefolgt von „MELECHESH…“, „ORPHANED LAND…“, „SCARAB…“. Doch ist die einfache Kategorisierbarkeit so problematisch? In diesem Fall eher nicht, denn nicht umsonst hat man sich ja MAAT (ein ägyptisches Prinzip der Ordnung) und nicht etwa ISFET (als Gegenentwurf ein Prinzip des Chaos und der Widersprüche) benannt. Steht also MAAT drauf, ist auch MAAT drin. Und dieses MAAT ist wahrlich nicht so übel.

Dem Quartett gelingt es nämlich, grundsolides Todesgebolze – ohne Überraschungen zwar, immerhin aber kompetent vom Stiefel geledert – auf organische Weise mit orientalischen Elementen zu verfeinern und das Ganze auch noch in ansprechender Abmischung zu präsentieren, so als sei dieser Verbund für ewig bestimmt. Manchmal schließt sich der ganze Verein zusammen, um eine kurze Episode lang den verschlafenen Rhythmus einer Gruppe Pyramidenbauer nachzuahmen, die sich – einem Haufen schwarz-weiß gestreifter Strafgefangener mit Bleikugel in einem Arbeitslager in New Orleans gleich – alle im gleichen Takt bewegen, um ihre Arbeit zu verrichten („In Shoals“), manchmal sind es auch nur einzelne Riffs oder Solo-Abschnitte, die kurzzeitig etwas exotischer klingen. Schön auch, dass für all das kaum mehr notwendig ist als traditionelle Metal-Instrumentierung. Progressivität bleibt dadurch zwar aus (abgesehen von kurzen Frickel-Hooks und dem mitunter jazzigen Basslauf), allerdings erschließt sich auch keine solche Notwendigkeit. Mit dem nötigen Hauch Andersartigkeit heben sich MAAT ausreichend aus der Masse.

FAZIT: Unverhohlener „Themen-Death-Metal“, der aber recht anständig die Brendan-Fraser-tritt-Mumien-in-den-Arsch-Klischeegefahr umgeht, weil es doch etwas tiefer in die Materie geht und der Ägypt-O-Mat seine Muster ohne Effekthascherei in den nüchtern-trockenen Schredderteppich webt. NILE bleiben im unvermeidlichen Vergleich zwar erwartungsgemäß die relevantere Adresse, so richtig sind die Stile im Gegensatz zur thematischen Ausrichtung aber ohnehin nicht miteinander zu vergleichen, was der Relevanz von MAAT nun auch wieder nicht unbedingt schadet.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.05.2014

Tracklist

  1. As We Create The Hope From Above
  2. Shards Of Osiris
  3. Sobek
  4. El-Enh-Aa
  5. Preservation Of My Immortal
  6. Atum / Conqueror Of Chaos
  7. Duat ...After My Last breath
  8. In Shoals
  9. Rituals To Drown The Suffer

Besetzung

  • Bass

    Noel "Horus" Klitscher

  • Gesang

    Kris "Thot" Rehberg

  • Gitarre

    Franko "Scaradeus" Schulz, Christoph "Morguloth" Stengel

  • Schlagzeug

    Hendrik "Tempest" Wodynski

Sonstiges

  • Label

    Aural Attack Productions

  • Spieldauer

    45:11

  • Erscheinungsdatum

    23.05.2014

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