MACABRE sind von jeher besessen: vom Bösen im Menschen, von Mord, vom Ausweiden und von allem, was mit Aktivitäten von Serien- und Massenmördern einhergeht. Die Band ist ihrem Konzept seit nunmehr dreißig Jahren treu und scheint dem Ganzen Gemeuchel auch noch lange nicht überdrüssig.
Das bereits im Jahre 2000 veröffentlichte Werk „Dahmer“ widmet sich erstmals ausschließlich einem einzigen Serienkiller und durchleuchtet sein Schaffen und Wirken bis ins kleinste Detail. Die tragische Entwicklung des Protagonisten Jeffrey Lionel Dahmer wird hier von seiner Jugend an bis hin zu Tod und Vermächtnis in ganzen 26 Songs interpretiert. Während man auf anderen Alben auch Stories aus dem Blickwinkel des Charakters in der ersten Person erzählt, werden die Texte zu „Dahmer“ ausschließlich in der dritten Person wiedergegeben. Vielleicht fiel es den Musikern auch etwas schwerer, sich in die krankhaften Phantasiewelten von Dahmer hineinzuversetzen und sich direkt damit zu identifizieren.
Rein von der musikalischen Darbietung gehört dieses Konzeptalbum zum Besten, was in dieser Sparte von Extrem-Metal jemals veröffentlicht wurde. Die chronologisch angeordneten Tracks lassen den Hörer das Leben und Schaffen Dahmers hautnah erleben. Stilistisch geben sich Corporate Death und Co. wie immer vielseitig und liefern einen bunten Cocktail aus Metal, Punk und eingängigen Traditions ab. Dabei geht man sehr vielschichtig zu Werke und wartet sowohl mit gut gelaunten Gassenhauern wie 'Grandmother's House' bis hin zu düster, fast doomigen Songs wie 'Scrub A Dub Dub' auf.
Die derben Texte sind sicher nicht jedermanns Sache – aber was will man einer Band mit dem vielsagenden Namen MACABRE denn vorwerfen? Für Zart-Besaitete ist der lyrische Grund jedenfalls nichts – bestes Beispiel, ein Song wie 'Konerak', welcher nur wenig Respekt für Opfer und Angehörige zeigt und auch die Polizei von Chicago verhöhnt, die durch eine grobe Fehleinschätzung indirekt den Tod des Jungen zu verantworten hat.
FAZIT: „Dahmer“ ist die Quintessenz von MACABRE und darf einfach in keiner Sammlung fehlen. Die Band befand sich zu dieser Zeit auf ihrem Zenit und hat nach dieser Platte niemals wieder etwas Extremeres, Authentischeres und Stimmigeres veröffentlicht. Als Nachfolger dieser Platte war eigentlich ein Konzept-Doppelalbum über Albert Fish angekündigt, aber die Pläne wurden leider nicht in die Tat umgesetzt. Das hübsch aufgemachte Doppelvinyl kommt im Gatefold und ist als Picture- oder als rot/weiße Marbled-Variante zu haben. Wer dieses Kleinod also noch immer nicht sein Eigen nennt, der bekommt hier eine weitere Gelegenheit.
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.01.2014
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