MACHINAE SUPREMACY polarisieren seit ihrem Debüt vor rund einem Dutzend Jahren. Für die einen ist ihr mit Videospielsequenzen angereicherter melodischer Power Metal eine Qual, für die anderen ein Quell steter Freude. Man muss kein Prophet sein, um auch „Phantom Shadow“ eben dieses Potenzial zum Szenesplitten anzuerkennen.
Wobei nur oberflächliche Ablehner, die von den Schweden vermutlich niemals mehr als zehn Sekunden lange Schnipsel über billige PC-Lautsprecher gehört haben, so tun werden, als sei bei MACHINAE SUPREMACY alles beim Alten geblieben. Der Teufel, oder, besser gesagt, die Weiterentwicklung steckt, allerdings im Detail. Der Anteil der 80er-Jahre-Piepstöne, die bei Menschen jenseits der 30 Erinnerungen an selige Videospielzeiten wecken, wurde deutlich reduziert. Was der Musik fraglos guttut, nur noch selten quiekt, piepst und dudelt es. Stattdessen setzt man auf einen vermehrten reinrassigen Power-Metal-Anteil neoeuropäischer Prägung – eingängig zwar, mit fülligen Keyboards angereichert, aber nur selten ins Kitschige abdriftend.
So finden sich auf „Phantom Shadow“ Uptempo-Stücke, wuchtige Midtempo-Stampfer und sanfte Balladen, alles irgendwo angesiedelt zwischen HAMMERFALL, DRAGONFORCE und alten EDGUY – wobei man erfreulicherweise auf Abwechslung setzt. Ein Song wie das abschließende „Hubnester Rising“, bei dem voluminöse Gitarrenharmonien eine Stimmung erzeugen, als würden WHILE HEAVEN WEPT ein Cover neuerer, gemäßigter DRAGONFORCE-Songs spielen, dürfte als einer der stärksten der gesamten Bandhistorie durchgehen – und sorgt für Gänsehaut beim Hörer. Und einen Spielfilm, bei dem ewig weite Landschaften mit grünen Wiesen vor dem geistigen Auge des Hörers vorbeiwabern.
FAZIT: Weniger Super Mario Bros, mehr Metal: MACHINAE SUPREMACY haben an den richtigen Stellschrauben gedreht. Klar: Wer alles für jenseits von Rumpelsounds, speckigen Kutten und plakativen „If it’s not in your blood“-Plattitüden für keinen echten heavy Metal hält, der wird auch mit „Phantom Shadow“ nichts anfangen können. Wessen Scheuklappen aber nur ein winzig kleines bisschen verrutscht sind, wer kein Problem mit Keyboards und eingängigen Melodien hat, der sollte unbedingt reinhören. Es lohnt sich!
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2014
Andreas Gerdin
Robert Stjärnström
Jonas Rörling, Andreas Gerdin, Tomi Luoma
Andreas Gerdin
Niklas Karvonen
Spinefarm
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22.08.2014