So ganz und gar unfinnisch klingen die Finnen MALPRACTICE auch auf ihrem vierten Album „Turning Tides“. Während ihre Landsleute oftmals dem neoklassischen Power Metal oder dem grimmigen Black Metal frönen, widmen sich MALPRACTICE dem ebenso melodiösen wie knochentrockenen Progressive Metal.
Klingen im Opener „Best Kept Secret“ noch Anleihen an, die in punkto unprätenziöser Melodien noch entfernt an LILLIAN AXEs „Psychoschizophenia“ erinnern, legen die Skandinavier anschließend ein ordentliches Brikett nach. Manches Riff erinnert an selige MEGADETH-Zeiten, musikalisch pendelt man darüber hinaus zwischen den Prog-Giganten DREAM THEATER, FATES WARNING und THRESHOLD und kombiniert so das Beste aus verschiedenen Welten. Von den Briten nimmt man die Fähigkeit, unaufdringliche Hits zu schreiben („Weight Of The World“, „State Within A State“), von DREAM THEATER entleiht man sich manche ausufernde Frickel-Passage, insbesondere im viertelstündigen Titeltrack, dem Herzstück des Albums, und FATES WARNING klingen immer wieder in den Strukturen und Songaufbauten durch. Dabei schaffen es MALPRACTICE immerhin regelmäßig, sich nicht im bloßen Kopieren der Vorbilder zu ergehen, sondern eine eigene Note einzubringen.
FAZIT: Gute Progressive-Metal-Bands gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wenn man den Suchfilter auf „erstklassige Progressive-Metal-Bands“ schiebt, ergibt die Suche schon deutlich weniger Ergebnisse. In letzterer Liste tauchen MALPRACTICE definitiv auf – und wenn sie in Zukunft die offensichtlichen Einflüsse der großen drei Namen noch ein wenig zurückfahren, werden sie auch gefunden, wenn man nach „eigenständige, erstklassige Progressive-Metal-Bands“ sucht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2014
Jonas Mäki
Aleksi Parviainen
Joonas Koto, Markus Vanhala
Toni Paananen
Sensory Records/Alive
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19.09.2014