Tiefgründiger Indie und rebellisch-juveniler Hip Hop: Das sind Hamburgs größte Musik-Exporte. In beiden Bereichen tut sich nicht mehr allzu viel. Die Bands der Hamburger Schule haben sich aufgelöst oder drehen sich im Kreis, und das richtungweisende Rap-Label Eimsbush musste letztes Jahr Insolvenz anmelden.
Natürlich bedeutet das nicht, dass Hamburg von der musikalischen Landkarte verschwindet. Im Untergrund brodelt es kräftig. Jetzt werden MANTAR an die Oberfläche gespuckt, die mit TOCOTRONIC und BEGINNER nur die Bezeichnung "Musikgruppe" gemeinsam haben. Mit ihrem Debüt haben MANTAR einen räudigen Bastard aus Doom, Black Metal und Hardcore eingeprügelt, der es sogar ins verschlafene Hamburger Abendblatt geschafft hat.
MANTAR scheren sich einen Dreck um Genre-Konventionen und würfeln ihre Einflüsse wild durcheinander. Die Songs, die dabei entstehen, sind in ihrer Struktur eher simpel und klingen beim ersten Hören noch etwas unspektakulär. "Death by Burning" entfaltet seine volle Durchschlagskraft erst nach zwei, drei Durchgängen, dann aber umso heftiger. Kaum zu glauben, dass hier nur zwei Mann am Werk sind - nicht einmal eine Bassgitarre hat es in die Aufnahmen geschafft. Braucht auch keiner, wenn das Ergebnis so klingt wie dieses Album.
Die Mischung aus DARKTHRONE, MELVINS und Gerölllawine funktioniert so gut, weil MANTAR stets nach sich selbst klingen, vor allem aber, weil sie nicht stumpf auf eine Karte setzen. Auf "Death by Burning" wechseln sie gekonnt zwischen Aggression und Atmosphäre, treibende Riffs sorgen für Eingängigkeit ("Swinging the Eclipse", "The Stoning") und Black Metal-Leads für Gänsehaut, etwa im überragenden "White Nights". Den Instrumental-Rausschmeißer "March of the Crows" hätten sie sich sparen können, der Rest ist durchweg erstklassig.
FAZIT: Hardcore flöst dem Metal neues Leben ein, einen weiteren Beweis dafür liefern MANTAR mit ihrem Debüt. Hamburg City rules!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.02.2014
Erinc, Hanno
Hanno
Erinc
Svart Records
44:26
07.02.2014