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Marbin: The Third Set (Live)

Stil: Heavy Jazz Rock

Cover: Marbin: The Third Set (Live)

„The Third Set (Live)“ ist so etwas wie MARBINs Metal-Album. Natürlich kein schnöder Schwermetall, Grundlage bleibt eine gelungene Mixtur aus Jazz und Rock, die diesmal allerdings tornadoartig über den Hörer hereinbricht. Danny Markovitch malträtiert das Saxophon auf eindrucksvolle Weise, ruhige Klänge sind selten; Dani Rabin lässt seiner Gitarre entsprechend freien Lauf (Free Jazz bleibt allerdings auch auf der Bühne außen vor), die Rhythmussektion liefert die brachialen Rhythmen dazu. Die instrumentale Könnerschaft ist beeindruckend.

Erst beim dritten Stück „Crystal Bells“ gibt es eine Atempause, zumindest anfangs jammen Rabin und Markovitch entspannt vor sich hin, bevor der Song zu explodieren beginnt. Klangen die ersten beiden Stücke wie eine zeitgemäße Verbeugung vor dem MAHAVISHNU ORCHESTRA kommt jetzt noch eine Prise SANTANA hinzu. Der ja mit John McLaughlin gemeinsam bereits ein ähnliches Feld beackerte. MARBIN setzen das live gekonnt um. Pendeln mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen Rock, Jazz, Blues und ein bisschen Funk in PRINCE-Nähe wie beim Beginn von „Splaw“.

Eine Atempause gibt es erst wieder bei der drei Minuten kurzen „Northern Odyssey“, wobei auch die als reine Ballade kaum durchgeht. „The Third Set (Live)“ ist und bleibt ein Kracher. Zum Auspowern und doch konzeptionell, denn es wurde nicht ein einzelner Auftritt aufgenommen, sondern jedes Stück wurde auf einer anderen Bühne zelebriert. Dass man dies weder am Klang noch an Ausführung und Stimmung merkt - das Publikum wurde bis auf ein paar hintergründige Beifallsbekundungen ausgeblendet – spricht für die Emotionalität der Darbietung. Die von der Live-im-Studio-Atmosphäre kaum ausgebremst wird. Trotzdem stellt sich die Frage, wie wohl ein organisch gewachsener einzelner Auftritt wohl geklungen hätte. Ist wohl der Preis der Perfektion. Aber wie MARBIN ihn bezahlen rockt die Jazz-Bude.

FAZIT: „The Third Set („Live)“ zeigt MARBIN auf eine abgespeckte und heftig rockende Weise. Das Quartett bleibt auf der Bühne unter sich, auf Gastmusiker wie bei den Studio-Alben wurde verzichtet. Dadurch klingt die Band roh und direkt, das Filigrane und vor allem die Weltmusik-Bezüge fallen weitgehend flach (lediglich das fünfte Stück „Culture“ erlaubt sich einen intensiven Ausflug in den mittleren Osten). Die Musiker spielen ohne Fehl und Tadel, mit Seele; klanglich ist das ebenfalls ein Genuss. Ein Album, geradezu gemacht, um es laut zu hören. Mitreißend und körperbetont - ein Traum für all jene, die die stürmische Seite MARBINs schätzen. Alle anderen sollten die drei formidablen Studiowerke vorziehen.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.10.2014

Tracklist

  1. Special Olympics
  2. The Depot
  3. Crystal Bells
  4. Redline
  5. Culture
  6. Vanthrax
  7. Rabak
  8. Splaw
  9. Northern Odyssey
  10. Volta

Besetzung

  • Bass

    Jae Gentile

  • Gitarre

    Dani Rabin

  • Schlagzeug

    Justyn Lawrence

  • Sonstiges

    Danny Markovitch (sax)

Sonstiges

  • Label

    Moonjune Records

  • Spieldauer

    65:36

  • Erscheinungsdatum

    29.08.2014

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