Der Mitteleuropäer, der lieber mitten im Bayou Country geboren worden wäre, überzeugt auch mit seinen neuen Stücken auf ganzer Linie, und zwar als authentischer Americana-Interpret ungeachtet seiner Herkunft.
MARCESEs sechste Veröffentlichung bietet zwar stilistisch gesehen keinerlei Neuerungen, doch was der Deutsche hervorkehrt, genügt sowohl in emotionaler als auch in spielerischer Hinsicht völlig. Mit allerlei Saiteninstrumenten, Mundharmonika und Fiddle versetzt der Künstler den Hörer in die US-Südstaaten, ohne textlich nur mit Floskeln um sich zu werfen, wie es oberflächlich betrachtet den Anschein hat. Wer etwa beim urtypischen Songwriter-Stück "Give A Dog A Bad Name" nicht berührt ist, hat die Ohren verstopft und sein Herz irgendwo vergessen, aber der Einzelkämpfer kann auch ungleich heiterer, zum Beispiel mit der einleitenden Single "Honey Bee" oder "Barking Underdog".
Das Allerbeste an MARCESE ist subjektiv betrachtet aber der Umstand, dass der Mann trotz ähnlicher Ausrichtung nicht nach dem unsäglich freundlichem Indie Folk vorwiegend bärtiger Protagonisten klingt, die sich inflationär häufig auf Major-Labels tummeln. Das Rohe, Unbehandelte, das man von seinen älteren Alben kennt, bleibt diesem Musiker auch heute noch erhalten und adelt ihn zu einer Ausnahmeerscheinung, wenn auch wie gesagt mit keineswegs innovativen Sounds.
FAZIT: Minimal-Americana gibt's auch auf MARCESEs aktuellem Album zu hören, immerzu gut gemeint, aber nie glatt und nicht zuletzt wegen seiner organischen Produktion betörend zeitlos.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2014
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34:09
26.09.2014