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Reviews

Navel: Songs Of Woe

Stil: Indie und Alternative Rock wie löchriger Schweizer Käse

Cover: Navel: Songs Of Woe

Es ist nicht etwa das schwere dritte, sondern bereits das vierte Studioalbum der Schweizer, welches aber nichts desto trotz jede Menge geteilte - aber nur selten wirklich richtig gute Eindrücke hinterlässt.

Seit über zehn Jahren tummeln sich NAVEL mit drei musikalisch recht unterschiedlichen Alben in der Indie-Szene rum, welche sie anfangs mit krachigem Garagen- und Grunge-Rock, dann mit Noise- und Postrock und am Ende, vor gut einem Jahr, mit klassisch anmutendem Americana voller Folk- und Bluesrock aufmischten. Nie wusste man wirklich, woran man mit dem Schweizer Quartett war. Auch diesmal, anno 2014, weiß man es nicht!

Stellenweise ist „Song Of Woe“, seinem Namen alle Ehre machend, ein richtig schreckliches, leidvolles, beklemmendes Album mit deutlichem Hang zum Stadion-Rock, welches sich bei den RED HOT CHILLI PEPPERS oder den QUEENS OF THE STONE AGE, mit denen NAVEL schon als Support unterwegs waren, genauso wie bei OASIS, den MANIC STREET PREACHERS oder MUSE anbiedert, obwohl deren Hoch-Zeit längst vorbei ist. Andereseits gibt‘s aber auch, wie kaum anders zu erwarten, auch so einigen Grunge - natürlich aus dem Hause NIRVANA - sowie düster-bedrohlichen Noise-Rock und überraschend viele Americana-Einflüsse zu entdecken.

Ähnlich klangen die drei Vorgänger von „Songs Of Woe“, welche in diesem Album eine Art Zusammenführung erfahren. Durchaus keine schlechte, aber im Grunde auch keine neue Idee, welche NAVEL da auf ihrem 2014er Werk musikalisch ausspielen. Diesmal jedoch legen sie ihren musikalischen Schwerpunkt eindeutig in Richtung Americana fest und bewegen sich auf dem Musik-Highway zwischen Blues und Folk mit ein paar experimentierfreudigen Ideen, bei denen auch WILCO das Steuer hätte übernehmen können.

Das Reizvollste an "Songs Of Woe" aber sind die leider noch zu gering ausgefallenen psychedelische Einflüsse. Gerade sie sind es, welche die Wehe-vollen Songs der Schweizer ernsthaft bereichern. „Where Have You Been“ ist diesbezüglich ein besonders gelungenes Beispiel. Ein leider viel zu kurzer Titel, der glattweg aus der Feder von SYD BARRETT hätte stammen können. Warum nur wagt der Band-Kopf, JARI ANTTI, nicht mehr solcher experimentellen Musik-Ausflüge?

Auch „Ocean“, ein Instrumental-Titel, der wie die Musik auf einem Luxus-Liner klingt, der von einer Country-Kapelle, wozu besonders das Banjo seinen Beitrag leistet, aufgemischt wird, ist sehr reizvoll. Dem gegenüber stehen aber einfach zu viele dunkle Momente, die schnell verhallen und nichts außer einem flauen Gefühl im Magen und einem Rauschen in den Ohren hinterlassen, egal, ob die Songs nun die Welt abfackeln oder bluesgeschwängert nach einem Ausweg suchen.
Die Musik-Suppe, die hier angerichtet wird, enthält zu viele Zutaten, von denen einige nicht wirklich schmackhaft sind.

FAZIT: Angeblich soll die Schönheit des gesamten Albums in seiner „unnahbaren Aura“ liegen, schrieb ein Kritiker über „Songs Of Woe“ - genau diese Aura empfinde ich nicht als schön, sondern befremdlich. Indie-Rock, der seinen Rumpelfaktor einfach noch nicht ablegt, sondern zu intensiv auslebt.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.11.2014

Tracklist

  1. Her Land Of Love
  2. The World Is On Fire
  3. My Everything
  4. Teenage Blues
  5. Tale Of Woe
  6. Where Have You Been
  7. Way Out
  8. Ovean
  9. Don‘t Get Me Wrong
  10. True Love Won‘t Let You Down
  11. Never
  12. Let Me Take You By My Side

Besetzung

  • Bass

    Marco Raeff

  • Gesang

    Jari Antti

  • Gitarre

    Massimo Tondini, Jari Antti

  • Keys

    Massimo Tondini

  • Schlagzeug

    Jakob Laeser

Sonstiges

  • Label

    Noisolution / Indigo

  • Spieldauer

    47:23

  • Erscheinungsdatum

    31.10.2014

© Musikreviews.de