Besser kann man sein Themenfeld kaum umreißen als NEAL BLACK mit dem Opener seines aktuellen Albums: „Jesus & Johnny Walker“. Keine Bange, Gebetshymnen präsentieren der Texaner und seine HEALERS ebenso wenig wie alkoholisierte Choräle. Der Song kommt vielmehr zu dem klugen Schluss: „There's a bible and bottle you got to choose my friend / and both of them are liars in the end”. Well spoken, reverend…
Wer es noch nicht geahnt hat: Musikalisch befinden wir uns mitten in einem erdigen Gebräu aus Blues und Rock, mit Betonung auf dem ersten Part. Ob mit Bottleneck oder ohne, NEAL BLACK benutzt seine Gitarre wie jeder gute Geschichtenerzähler, er hält sie an der kurzen Leine oder fast ganz außen vor („Going Down The Road“, „American Dream“), wenn sie nicht benötigt wird, ansonsten lässt er sie toben, raunen oder lediglich als rhythmische Verstärkung agieren, gibt ihr aber auch Freilauf Richtung Funk und Fingerfertigkeit.
Bako Mikaelian (typischer Blueser-Name) brilliert gleich im ersten Stück als behänder Junge mit der Mundharmonika und lässt weitere Kostproben folgen, die selbst Leuten gefallen dürften, die das Instrument nach unseligen Lagerfeuerliederabenden aus ihrem Leben verbannt haben.
Unterstützt wird das von einer Rhythmussektion mit Groove und des Öfteren von diversen Tasteninstrumenten, vom Boogie-Piano bis zur röhrenden Hammond-Orgel. NEAL WALKER singt dazu wie CHRIS REA nach zehn Packungen Filterloser und ähnlich vieler Flaschen, nun gut, Johnny Walker. Oder wie TOM WAITS an einem gut gestimmten Tag. Zur Ehrenrettung Johnny Walkers muss man sagen: Die Black-Label-Version ist nicht übel.
FAZIT: „Before Daylight” bietet durch die Bank gut gemachten, rotzigen, hemdsärmeligen Blues-Rock, der kleine Ausflüge zum Funk und zu Jazz schätzt sowie Countrylastiges nicht scheut. Hochgeschwindigkeit ist die Sache von NEAL BLACK & THE HEALERS nicht, aber warum auch? Die Songs besitzen enorme Power, die Balladen gehen unpeinlich zu Herzen. Höhepunkte sind das bottleneckende „Hangman’s Tree“, der düstere Schleicher „The Peace Of Darkness“, das so drängende wie versöhnliche „The Same Color“ sowie der abwechslungsreiche Opener „Jesus & Johnny Walker“, der phasenweise an ACHIM REICHELs „Der Spieler“ erinnert. Was als Kompliment gemeint ist.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2014
Kris Jefferson
Neal Black
Neal Black, Randy H
Mike Lattrell
Dave Bowler, Davy Honnet
Bako Mikaelian, Mike Lattrell, Kris Jefferson
Dixiefrog/Fenn Music
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04.04.2014