Die Labelinfo überschlägt sich nur so vor Superlativen und die Kollegen vom Metal Hammer sprechen im Falle von NEOPERA schon von den "Helden von morgen". Das macht skeptisch und man ist geneigt, die Kirche im Dorf lassen zu wollen. Auch weil "Destined Ways" im Legacy-Soundcheck abgeschlagen auf dem vorletzten Platz gelandet ist. Doch wie so oft gilt auch hier, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt.
Die Fakten: NEOPERA ist eine neue Band, die von Dark Age-Gitarrist Jörn Schubert ins Leben gerufen wurde und mit der er sich den Traum erfüllt, Klassik und Metal zu einer "neuen Interpretation einer möglichen Oper" zu verbinden. Das klingt nicht nur ambitioniert, sondern wurde auch so angegangen. Inwieweit Jörn dieses Ziel aber tatsächlich erreicht, liegt sicherlich im Ohr des Hörers. Man mag geneigt sein, einfach von einem weiteren Symphonic Metal-Album zu sprechen - und auch damit liegt man sicherlich nicht völlig daneben. Denn im Endeffekt gibt es auf "Destined Ways" Metal-Songs zu hören, die einerseits mit orchestralen Elementen aufgegeppt werden, andererseits auch (aber nicht nur) neoklassische Gitarrenarbeit aufbieten. Und drei Stimmen: eine Sopranistin, einen Bariton sowie einen Shouter, der mit herzhaftem Gebrüll in den härteren Passagen zum Einsatz kommt. Den Einsatz einer Sopranistin kennt man inzwischen zur Genüge, einen Bariton bekommt man auch in diesem Umfeld eher selten zu hören. Sein Gesang vermittelt dabei allerdings oft eher Musical-Flair, als das einer Oper. Und das Gebrüll? Das wirkt hier und da ein bisschen deplatziert, weil der Härtegrad der Musik diesen Gesang nicht zwingend hergibt. Da wäre vielleicht eine kräftige Heavy-Metal-Stimme die bessere Wahl gewesen.
An dieser Stelle werden genug Leute schon abgewunken haben und wissen, dass NEOPERA nichts für sie sind. Für diejenigen, die sich aber durchaus vorstellen können, einer Mischung aus Therion zu "Vovin"-Zeiten, Nightwish, Rhapsody und jüngeren Dark Age mit ihrem Modern Metal zu lauschen, ist natürlich die Frage, ob die Songs etwas können. Die Frage ist grundsätzlich zu bejahen, wenngleich man Einschränkungen machen muss. Trumpfen die ersten Songs noch mit richtig gutem Songwriting und teilweise tollen Gesangslinien auf, so gelingt es leider nicht, dieses Niveau im weiteren Verlauf zu halten. Da hat man dann zu oft das Gefühl, dass das Pulver schon zu Anfang verschossen wurde und dass die Songs sich zu sehr ähneln und die eigenständigen Hooklines vermissen lassen.
Dass "Destined Ways" nichts für Liebhaber möglichst natürlicher, analoger Sounds ist, dürfte klar sein. Der leicht sterile Sound geht aber in Ordnung, lässt den Metal-Elementen genügend Raum und erdrückt nicht mit Breitwandopulenz.
FAZIT: Im Grunde genommen sind NEOPERA eine Spartenband, die vieles, was man schon kennt, zu etwas Neuem verbinden möchte. Das gelingt auch ansatzweise, wenngleich echte Überraschungen ausbleiben. Dass die Güte der Songs im Verlauf nachlässt, ist schade, denn dass Jörn Schubert wirklich starke Songs auch in diesem Gewand schreiben kann, wird auf "Destined Ways" ebenfalls deutlich. So reicht es knapp für zehn Punkte und der grundsätzlichen Empfehlung für Leute, die der Symphonik im Metal noch nicht überdrüssig sind.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2014
Dirk Schlächter
Nina Jiers, Thorsten Schuck, Mirko Gluschke
Jörn Schubert
Thorsten Harnitz
earMUSIC/Edel
53:20
11.07.2014