Die Zahl derer, die auf ein neues Album der frisch reformierten BACKYARD BABIES warten, ist vermutlich größer als die, die auf ein neues Soloalbum des Ex-Frontmanns gewartet haben. Was allerdings der Vergleich von Äpfel mit Birnen wäre: Denn obwohl sich Nicke Borg mit „Ruins Of A Riot“ zumindest leicht wieder an seine frühere Band angenähert hat, gibt's noch genügend Unterschiede zu den früheren Kings of Rotzrockpunk.
Der größte ist, dass die Musik, die der Schwede unter NICKE BORG HOMELAND veröffentlicht, leichtfüßiger klingt, melodischer, mainstreamiger, zugänglicher, radiotauglicher. Allerdings: An der Qualität der Songs ändert das nichts. Es gibt auf „Ruins Of A Riot“ Songs, die zumindest einen leichten Fingerzeig Richtung Nickes Vergangenheit liefern, insbesondere dann, wenn das Tempo angezogen wird, die melodische Punk-Züge tragen, aber trotz aller Zugänglichkeit eine unterschwellige „Fuck You“ -Attitüde in sich bergen. Auf der anderen Seite gibt es Songs wie das famose „At The End Of A Rainbow“, die förmlich danach schreien, das langweilige Formatradio-Programm durcheinander zu wirbeln. Was aber natürlich nicht passieren wird, stattdessen wird dem „Ich höre alles, was im Radio läuft“-Durchschnittshörer in unerträglicher Penetranz vorgekaut, was er gut zu finden hat. Und melancholische Perlen mit Kanten wie „Borrowed Feathers“, „Out Of Line“ oder „Devil Angel Mother“ bleiben dem verdienten Mainstream verborgen.
FAZIT: „Ruins Of A Riot“ klingt amerikanischer als alles andere, das Nicke Borg bisher veröffentlicht hat. Und das ist ausnahmslos positiv gemeint. Zeitloser Rock, der bei aller Eingängigkeit, bei aller Melancholie und trotz einer Vielzahl an feinen Melodien seine Ecken und Kanten nicht verloren hat. Ist eben Nicke Borg – und nicht NICKELBACK.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2014
Nicke Borg
Nicke Borg
Gain Music
36:26
03.10.2014