Die alten Herren lassen das Rocken nicht: Wie so viele andere Helden der 80er-Jahre sind auch NIGHT RANGER offenbar nicht gemacht für den Rock’n’Roll-Ruhestand. Wenn am Ende die Qualität neuer Musik so ausfällt wie im Falle von „High Road“, kann man nur sagen: Die Rente kann warten.
In schönster Tradition ihrer Frühwerke grasen die Herren Blades, Keagy, Gillis und Co. all das ab, was für qualitativ hochwertigen Hardrock mit tiefer Verwurzelung in den 80er-Jahren steht – stets mit einer musikalisch ansprechenden Machart angerichtet, aber ohne aufgesetzte Spielereien oder Effekthaschereien. Also die Zeit betreffend, als noch die Musik das entscheidende Kriterium war und nicht die ansprechende Verpackung. Beziehungsweise das mit leichtbekleideten Damen besetzte Video zum hausfrauenkompatiblen Easy-Listening-Hit.
Und egal, welchen Ton die gesetzten Herren auf „High Road“ anschlagen: Das meiste sorgt für gute Laune, wippende Füße und zustimmendes Kopfnicken. Das lässig groovende „St. Bartholomews“, die in bester Arena-Art rockenden „High Road“ oder „Knock Knock Never Stop“, das lasziv-drückende „Rollin‘ On“, die intelligenten Balladen „Don’t Live Here Anymore“ und „Only For You Only“, das gitarrendominierte „X Generation“ seien an dieser Stelle als ein paar Höhepunkte genannt – NIGHT RANGER wissen, wie man die perfekte Balance aus Anspruch und Nachvollziehbarkeit definiert, stets stilsicher, ohne ins Kitschige oder Käsige abzurutschen.
FAZIT: Neues? Iwo. Warum auch? NIGHT RANGER machen das, was sie am besten können: Straighte Hardrock-Hymen zwischen treibend und balladesk, stets mit exzellenter Gitarrenarbeit garniert und mit einem Punch versehen, von dem manch junge Band nur träumen kann.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2014
Jack Blades
Jack Blades, Kelly Keagy
Brad Gillis, Joel Hoekstra
Eric Levy
Kelly Keagy
Frontiers Records
53:17
06.06.2014